Peking - China drohen durch den Klimawandel mehr Naturkatastrophen, verschärfter Wassermangel und eine sinkende Getreideproduktion. Das sind einige Ergebnisse der ersten umfassenden Studie von zwölf Ministerien über die Auswirkungen der globalen Erwärmung im bevölkerungsreichsten Land der Erde. "Der Ausstoß von Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten wird zu immer ernsteren Problemen führen", warnte das Wissenschaftsministerium am Mittwoch. Der weltweite Klimawandel könnte auch die Entwicklung des Landes bedrohen.

Wegen der massiven Energieverschwendung in China rief Staats- und Parteichef Hu Jintao im Politbüro zu verstärkten Anstrengungen auf, Energieeffizienz und Umweltschutz zu verbessern und sparsam mit Rohstoffen umzugehen. Partei und Gesellschaft müssten erkennen, dass es um die Grundlagen des "Überlebens und der Entwicklung" gehe, zitierte ihn die "Volkszeitung". China ist der größte Kohleverbraucher der Erde und dürfte durch sein schnelles Wirtschaftswachstum schon in drei Jahren die USA als größter Kohlendioxidproduzent überholen.

"Extremeres" Wetter in China

Die Klimastudie sagt "extremeres" Wetter in China voraus. Die steigenden Temperaturen werden dem häufig unter Dürre leidenden Norden zwar stärkere Regenfälle bringen, doch werde das Wasser schneller verdunsten, so dass sich der Wassermangel noch verschärfen werde.

Der Vizedirektor des nationalen Klimazentrums, Luo Yong, warnte vor einem landesweiten Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion, die direkt durch die Erwärmung betroffen sei. "Der Klimawandel wird den Druck auf die Produktion von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Gütern verschärfen", zitierte ihn der China News Service.

Zwischen 2030 und 2050 werde die Getreideproduktion sogar um bis zu zehn Prozent sinken. Die chinesische Bevölkerung wisse nur wenig über die Gefahren für die Nahrungsmittelsicherheit. Der Klimawandel werde zu Schwankungen in der Nahrungsmittelproduktion führen und die Struktur und Verteilung der Landwirtschaft im Lande verändern. Steigende Temperaturen begünstigten Pflanzenkrankheiten und Insektenplagen. Entsprechend mehr Pestizide müssten genutzt werden. Schon heute muss China ein Fünftel der Weltbevölkerung mit nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ernähren.

Zunahme von Krankheiten

Durch den Anstieg der Temperaturen könnten auch von Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber zunehmen. Stärkere Niederschläge im Süden des Landes dürften die häufigen Überschwemmungen und Erdrutsche noch verstärken, warnt die Studie. Die Regenfälle sollen bis 2020 jährlich um zwei bis drei Prozent zulegen, heißt es in der Studie, von der erst Auszüge veröffentlicht sind. Nach Angaben des Wetteramts wird der vollständige Bericht erst in einigen Monaten veröffentlicht. Im Vergleich zum Jahr 2000 sollen die Temperaturen in China laut Studie schon bis 2020 zwischen 1,3 und 2,1 Grad Celsius steigen und bis 2030 um 1,5 bis 2,8 Grad.

Experten warnen seit langem, dass der Kampf gegen die globale Erwärmung nur Wirkung zeigen kann, wenn auch aufstrebende Länder wie China oder Indien einbezogen werden. China ist zwar Unterzeichner des Kyoto-Protokolls, muss aber als Entwicklungsland seine Treibhausgase nicht reduzieren. Aus Angst, dass es seine Entwicklung bremsen könnte, lehnt China auch freiwillige Begrenzungen ab und sieht vor allem die entwickelten Industriestaaten wie die USA oder Europa am Zuge, den Ausstoß zu verringern. (APA/dpa/Red)