Berlin - Wegen der Mehrwertsteuererhöhung werden nächstes Jahr nach Schätzungen des deutschen Einzelhandels etwa 1.000 Geschäfte zusätzlich Pleite gehen. Die Gesamtzahl stiege damit auf über 5.000, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Holger Wenzel, am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Die Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent sei ein "gewaltiger Dämpfer" und koste Kaufkraft von etwa 27 Mrd. Euro. "Und das merken wir deutlich", sagte er.

Für den Einzelhandel rechnet Wenzel 2007 mit einem Plus von 0,5 bis ein Prozent. "Es wäre deutlich höher, wenn dieser Steuer-Dämpfer nicht käme." Das robuste Wirtschaftswachstum von erwarteten zwei Prozent gelte 2007 leider nicht für den Einzelhandel, sagte Wenzel. Die Steuererhöhung wird nach seinen Worten zu je einem Drittel vom Verbraucher, den Lieferanten und den Einzelhändlern getragen werden.

Lebensmittel werden nicht teurer

Lebensmittel werden in Folge der Mehrwertsteuererhöhung ab 1. Jänner nicht teurer, weil der hierfür geltende Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent unverändert bleibt. Der Deutsche Bauernverband (DBV) wies darauf hin, dass schon seit dem Jahr 2000 die Lebensmittelpreise nur um knapp 7,5 Prozent gestiegen sind, während die allgemeine Teuerungsrate 10,2 Prozent betrug. Bei manchen Lebensmitteln hätten jedoch seit einigen Monaten die Preise angezogen, was auf höhere Erzeuger- und Rohstoffpreise sowie höhere Energie- und Logistikkosten zurückzuführen sei.

Von der Mehrwertsteuererhöhung sind nach einer Analyse des Statistischen Bundesamts 56 Prozent der privaten Konsumausgaben betroffen. Elf Prozent der Konsumausgaben (überwiegend Lebensmittel) unterliegen dem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent und 24 Prozent der Konsumausgaben sind steuerbefreite Güter, vor allem Mieten. Insgesamt hat das Statistische Bundesamt eine Zusatzbelastung durch die Mehrwertsteuererhöhung von 1,1 Prozent der Haushaltseinkommen errechnet. (APA/AP)