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Foto: AP/Ostrop
Wien/Salzburg - Das deutsche Traditionsunternehmen Leica Camera soll demnächst einen rein österreichischen Eigentümer bekommen. Die Salzburger Beteiligungsgesellschaft ACM hat am Mittwoch nach Börseschluss ein freiwilliges Übernahme-Angebot in Höhe von 12,50 Euro je Aktie für sämtliche verbliebene Stückaktionäre angekündigt. Nach der Übernahme weiterer Aktien vom französischen Luxusgüterkonzern Hermes hält ACM seit Mittwoch bereits 93,14 Prozent aller Leica Camera-Anteile.

Der Leica-Vorstand unterstützte das Übernahmeangebot. Dem nunmehrigen Angebot für die verbliebenen Aktionäre unterliege "eine faire Bewertung ... der Gesellschaft", man halte den angebotenen Kaufpreis für "attraktiv", erklärte der Vorstand in einer Pressemitteilung. Die Leica Camera-Aktie fiel am Mittwoch in Frankfurt um fast 10 Prozent auf 10,40 Euro.

Leica beschäftigt derzeit etwa 930 Mitarbeiter. Das Unternehmen hatte den Trend zur Digitalfotografie verschlafen und war dadurch tief in die roten Zahlen geraten. 2005 stand Leica kurz vor dem Aus, nachdem die Banken ihre Kreditlinien gekürzt hatten. ACM und Hermes stellten daraufhin rund 20 Mio. Euro für die Sanierung bereit. Mit neuen Digitalkameras soll jetzt die Trendwende gelingen. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs hat Leica den Verlust um eine Million auf 4,2 Mio. Euro verringert.

Mehrheit seit Februar

Die ACM hat schon seit Mitte Februar die Aktienmehrheit am deutschen Traditionsunternehmen. Nach der Übernahme aller übrigen Anteile durch die österreichischen Investoren wird Leica voraussichtlich von der Börse verschwinden.

Hinter dem dann alleinigen Salzburger Eigentümer ACM steht die Wiener Socrates Privatstiftung der Großaktionärsfamilie Kaufmann. Schon im März 2006 hatte ACM-Geschäftsführer Andreas Kaufmann einen Rückzug vom Wertpapierhandel angekündigt: "Leica hat meiner Meinung nach eigentlich nichts an der Börse verloren." ACM will Leica laut Kaufmann langfristig begleiten. Das Unternehmen solle "im Wesentlichen bleiben, wie es ist", sagte der Manager. Die Restrukturierung des Unternehmens soll weiter gehen. Arbeitsplätze sollten aber nicht abgebaut werden, so Kaufmann.

Das detaillierte Übernahmeangebot für die übrigen Aktionäre wird ACM laut Leica nach der Genehmigung durch die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlichen. Nach Einschätzung von ACM wird das voraussichtlich im Jänner sein. (APA)