Paris - Im Rennen um die französische Präsidentschaft macht Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie den Weg für Innenminister Nicolas Sarkozy als Kandidat der bürgerlichen Regierungspartei UMP frei. In der Regionalzeitung "Sud-Ouest" vom Donnerstag verzichtete die 60-Jährige, eine langjährige Vertraute von Staatschef Jacques Chirac, auf eine UMP-Kandidatur.

Während UMP-Chef Sarkozy der Rückhalt seiner Partei sicher ist, schloss Alliot-Marie nicht aus, sich als unabhängige Kandidatin um das höchste Staatsamt zu bewerben. Insgesamt gibt es derzeit knapp 40 Bewerber; die besten Chancen werden Sarkozy und der Sozialistin Segolene Royal eingeräumt.

Parteitag

Die mehr als 300.000 UMP-Mitglieder sollen Sarkozy am 14. Jänner auf einem Parteitag zum offiziellen Kandidaten bestimmen. Er ist bisher der einzige Anwärter innerhalb der Partei. Bewerber um die UMP-Kandidatur müssen sich bis Jahresende erklären. Während Sarkozy die Unterstützung der Partei seit langem sicher ist, ist seine Präsidentschaftskandidatur innerhalb des Regierungslagers umstritten. Chirac selbst schließt nicht aus, sich um ein drittes Mandat zu bewerben; dies gilt aber als unwahrscheinlich. Er will sich bis Ende März erklären. Neben Alliot-Marie, einst Chefin von Chiracs früherer RPR-Partei, gilt auch Regierungschef Dominique de Villepin als möglicher Anwärter. Mehrere andere Minister und Ex-Premier Jean-Pierre Raffarin hatten sich zuletzt dagegen hinter Sarkozy gestellt.

Der erste Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich ist für den 22. April angesetzt, die Stichwahl der beiden Bestplatzierten für den 6. Mai. Im Juni wird auch die Nationalversammlung neu gewählt. Alliot-Marie sagte, sie werde sich vor den Präsidentschaftswahlen nicht "um die finanzielle und logistische Unterstützung der UMP" bemühen. Allerdings habe sie durchaus "Lust", ins Rennen um das höchste Staatsamt zu ziehen. In den kommenden Tagen wolle sie nachdenken und ihre Entscheidung dann dem UMP-Parteitag mitteilen, "damit die Dinge klar sind". Alliot-Marie hatte wie Sarkozy im Dezember an drei parteiinternen UMP-Debatten teilgenommen, dabei aber kaum Unterstützung erhalten.

Der UMP-interne Sarkozy-Kritiker Nicolas Dupont-Aignan bekräftigte, er selbst werde auf jeden Fall Kandidat außerhalb der Partei sein. Das UMP-interne Kandidatenrennen kritisierte Dupont-Aignan als "völlig künstlich". Die zu Sarkozys Lager zählende UMP-Abgeordnete Nadine Morano sagte, sie glaube nicht an eine Kandidatur von Alliot-Marie außerhalb der Partei. Die Ministerin werde stattdessen sicherlich "einen ganz präzisen Platz" in Sarkozys Wahlkampfteam einnehmen, sagte Morano dem Radiosender Europe 1.

Der Chef der zentrumsliberalen UDF, Francois Bayrou, sicherte sich in einer Urwahl der UDF-Basis Unterstützung für seine eigene Kandidatur. Bayrou erhielt nach Angaben seiner Partei bei einer schriftlichen Urwahl der UDF-Mitglieder 17.901 Stimmen und damit die Unterstützung von 98 Prozent der Teilnehmer an der Abstimmung. Bei der Präsidentschaftswahl 2002 hatte Bayrou im ersten Durchgang 6,84 Prozent der Stimmen erhalten. (APA)