Sonst auch sonntags von 6 bis 22 Uhr geöffnet, herrscht heuer postalische Weihnachtsruhe, selbst im Wiener Hauptpostamt. Rund um die Uhr sind nur Postfächer zugänglich.

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Wien – Zuerst war Claudia O. nur verwundert: Als sie am 25. Dezember zum Wiener Westbahnhof fuhr, um am dortigen Postamt eine Sendung aufzugeben, stand sie vor verschlossenen Türen, gespickt mit einem gelben Zettel, der verkündete, dass die Filiale von 24. bis einschließlich 26. Dezember geschlossen ist.

Also machte sich Frau O. auf den Weg zum Hauptpostamt am Fleischmarkt – jenes Postamt, das normalerweise täglich, Montag bis Sonntag, bis 22 Uhr geöffnet hat. Dieses harrte ebenso in friedlicher Weihnachtsruhe – und Frau O. war empört: "Es ist skandalös, dass in der österreichischen Bundeshauptstadt, wo viele internationale Firmen ihre Niederlassung haben und nicht nur Anwälte auf den entsprechenden Poststempel angewiesen sind, an Feiertagen geschlossen haben."

"Es rechnet sich einfach nicht"

Doch nicht nur in Wien, in ganz Österreich war heuer erstmals kein einziges Postamt geöffnet, wie Michael Homola, Sprecher der Post AG, einräumt. Das gleiche gilt auch für den Jahreswechsel: Am 31.12. und 1.1. bleiben die Schalter zu. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass an diesen Tagen so gut wie nichts los ist", begründet Homola. "Es rechnet sich einfach nicht."

Seit der Gründung der Post AG im Jahr 1999 seien die Öffnungszeiten kontinuierlich eingeschränkt worden: Vor wenigen Jahren noch hatten in Wien drei Bahnhofspostämter sowie die Hauptpost rund um die Uhr geöffnet, im Oktober 2005 schloss das Amt am Fleischmarkt als letztes seine Pforten für die Nachtstunden.

Geregelt sind die Öffnungszeiten in der Post-Universaldienstverordnung, die eine flächendeckende Versorgung gewährleisten soll. Darin sind Mindestöffnungszeiten von Montag bis Freitag in einem Ausmaß von zumindest 20 Stunden festgelegt. Darüber hinaus sind die Öffnungszeiten aufgrund "spezifischer örtlicher Erfordernisse und der daraus resultierenden Bedürfnisse der Kunden" auf Samstage, Sonn- und Feiertage sowie Abende auszuweiten. Insgesamt ist das bundesweit in neun Postämtern der Fall. (Karin Krichmayr, DER STANDARD – Printausgabe, 29. Dezember 2006)