Ein politisch engagierter Aristokrat: Karl Schwarzenberg

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Dass sein Name in Tschechien einmal zum Politikum werden wird, hätte sich Fürst Karl Schwarzenberg Anfang der 90er-Jahre, als er nach der Wende in seine böhmische Heimat zurückkehrte, sicher nicht träumen lassen - ebenso wenig, dass er einmal von höchster Stelle als Gefahr für die fragilen österreichisch-tschechischen Beziehungen bezeichnet werden würde.

So geschehen vergangene Woche, als Präsident Václav Klaus die Ministerliste der künftigen bürgerlichen Minderheitsregierung präsentiert bekam und die Nominierung Schwarzenbergs für den Außenministerposten öffentlich kritisierte. Tage zuvor sorgte das AKW Temelín wieder für Zündstoff in den Beziehungen Prag - Wien. Laut Klaus wäre nicht gewährleistet, dass Schwarzenberg, der den Großteil seines Lebens in Österreich verbrachte, als Außenminister die "Interessen des Landes" gegenüber Österreich ausreichend vertreten würde.

Klaus wird aber die Nominierung Schwarzenbergs akzeptieren müssen. Die Grünen, die ihn vorgeschlagen haben, halten an ihm fest. Karl Schwarzenberg als Minister geht somit in die Geschichte ein. Schließlich ist in Tschechien ein Minister aristokratischen Ursprungs ein Novum. Schon in der ersten tschechoslowakischen Republik wurde großer Wert darauf gelegt, dass der traditionelle böhmische Adel, der als "österreichisch" verrufen war, keine öffentlichen Ämter bekam.

Diese Haltung tauchte nach 1989 wieder auf, als Schwarzenberg Kanzleichef ("Kanzler") von Präsident Václav Havel wurde. Seinerzeit hieß es an den Stammtischen, Schwarzenberg ginge es nur darum, problemlos an sein früheres Eigentum heranzukommen, um dann das Land wieder schnell zu verlassen.

Doch der 1937 Geborene blieb den Tschechen erhalten. Nach einer Phase, in der er sich um seine Güter kümmerte, begann er sich - schon vorher Mitglied der liberalen Demokratischen Bürgerallianz (ODA) geworden - politisch zu engagieren.

Er kandidierte für den Senat. Sein erster Versuch schlug 2002 fehl, als er sich im südböhmischen Wahlkreis Strakonice, in dem sich ein Großteil seiner Ländereien befindet, zur Wahl stellte. Erfolgreich war er zwei Jahre später, als er im 6. Prager Stadtbezirk antrat. Er ging recht unkonventionell auf Stimmenfang, fuhr mit einem rosalackierten Panzerwagen in der Prager Innenstadt herum und rief bei einem Happening zum "Sturm auf den Senat" auf. Vor dem Senatsgebäude gab es dann für die verblüfften Passanten Brezel und Swing-Musik.

So wie in den 70er Jahren in Österreich, engagiert sich Schwarzenberg auch in Tschechien für eine freie Presselandschaft. Seit Ende der 90er-Jahre gibt er die kritische Wochenzeitschrift Respekt her-aus, die mehrfach in Konflikt mit den Regierenden geriet. (Robert Schuster/DER STANDARD, Printausgabe, 29. Dezember .2006)