Historikern, aber auch heutigen Beobachtern internationaler Politik bietet die Geschichte der jetzt beglichenen Schuld ein Fallbeispiel für den Konflikt zwischen gemeinsam verfolgten Zielen und national begründeten Interessen. Zwar sympathisierte US-Präsident Franklin D. Roosevelt mit dem seit Juni 1940 allein gegen Nazi-Deutschland kämpfenden Empire. Hilfe gewährte er aber nur in Form des Lend-Lease-Abkommens: Für eine Reihe ausgedienter US-Kriegsschiffe mussten die Briten einige ihrer Militärbasen in der Welt an die USA abtreten.
Korb für Keynes
Nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion und Deutschlands Kriegserklärung an die USA 1941 wurde die anglo-amerikanische Allianz enger, flossen auch die US-Leistungen großzügiger. Doch kurz nach Kriegsende kündigte Roosevelts Nachfolger Harry S. Truman den Vertrag. Das britische Kabinett schickte den Ökonomen John Maynard Keynes nach Washington in der Hoffnung, dieser werde einen Schuldenerlass sowie Entwicklungshilfe von fünf Mrd. Dollar erwirken können.
Weit gefehlt: Nach zähen Verhandlungen gewährten die Amerikaner einen Kredit von 3,75 Mrd. Dollar, immerhin zu günstigen Konditionen (Zinssatz zwei Prozent, Laufzeit 50 Jahre). Außerdem musste London 1947 das Pfund auf den Währungsmärkten freigeben, mit verheerenden Folgen für die Rationierungen unterworfene Wirtschaft. Noch im gleichen Jahr aber veränderten sich Amerikas Interessen. Um dem Vormarsch der Sowjetunion zu begegnen, erhielten die US-Verbündeten in Europa, allen voran Großbritannien, großzügige Hilfe im Rahmen des Marshall-Plans.