"Serbien wird den Kosovo mit allen Mitteln verteidigen", "Der Kosovo ist der Kern des serbischen Staates", verkünden nationalkonservative Politiker durch Serbien ziehend. Ohne Kosovo müsste Serbien seine Geschichte neu schreiben, erklärt auch Premier Vojislav Koatunica, für den die Unabhängigkeit der von der UNO verwalteten Provinz die "gefährlichste und destruktivste Idee Europas" ist. Denn die "Zerschlagung" eines demokratischen Staates wie Serbien wäre ein Präzedenzfall, der "unabsehbare langfristige Folgen für die gesamte Weltordnung hätte".

Der Wahlkampf in Serbien verläuft im Schatten des Kosovo-Statusentscheidung. Gleich nach den Parlamentswahlen am 21. Jänner soll UN-Chefverhandler, Martti Ahtisaari, seinen Lösungsvorschlag Belgrad, Prishtina und danach dem UN-Sicherheitsrat präsentieren. Während kosovo-albanische Medien behaupten, dass die Verhandlungen beendet seien, forderte die serbische Regierung die Fortsetzung der Gespräche.

Viele serbische Parteien wetteifern in ihrer Bereitschaft, für die "geistige Wiege des Serbentums" zu kämpfen. Auf Wahlkundgebungen hören täglich tausende, dass eine eventuelle Unabhängigkeit ein beispielloser, gegen die Serben gerichteter Gewaltakt der internationalen Gemeinschaft, ein "Raub" serbischen Territoriums wäre.

Antiwestlich

Politiker des nationalen Blocks bringen die Annäherung an die EU mit dem Erhalt des Kosovo in Verbindung. Und Analytiker warnen, dass die scharfen Worte eine gefährliche antiwestliche Stimmung in Serbien auslösen könnte, falls der Kosovo im Frühjahr doch eine Art Souveränität erhalten sollte. Ein serbischer Regierungssprecher bezeichnete Kosovo-Premier Agim Ceku, als "Kriegsverbrecher mit blutigen Händen". Andererseits versucht die prowestliche "Demokratische Partei" (DS) von Präsident Boris Tadiæ und einige bürgerliche Parteien den patriotischen Eifer zu dämpfen und etwa die Bekämpfung der enormen Arbeitslosigkeit, die Verbesserung des Lebensstandards, oder den Integrationsprozess Serbiens in die EU als zentrales Thema des Wahlkampfs zu setzen.

In Prishtina dagegen besteht kein Zweifel, dass der Kosovo schon in der ersten Jahreshälfte ein international anerkannter Staat wird. Internationale Beobachter befürchten, dass andernfalls die Enttäuschung der Kosovo-Albaner in Massenunruhen eskalieren könnte. Vergangene Woche wurde ein Funktionär der Kosovo-Regierung festgenommen, dessen Kombi voll mit Waffen und Sprengstoff beladen war. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2006)