Frankfurt - Der Chef der Allianz-Tochtergesellschaft Dresdner Bank, Herbert Walter, sieht die Banken in Europa vor einer grenzüberschreitenden Fusionswelle. Dass sich die Dresdner Bank via Allianz-Versicherung vor dem Zuschlag der österreichischen BAWAG P.S.K. an den amerikanischen Fonds Cerberus für die Wiener Gewerkschaftsbank interessiert hat, wird auch gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Samstagausgabe) nicht kommentiert. Wer als Bank in der Europa-Liga mitspielen will, brauche im übrigen dreistellige Milliardensummen an Marktwert, glaubt der deutsche Spitzenbanker.

"Die Konsolidierung wird sich primär grenzüberschreitend abspielen", glaubt Walter. "Sie ist in den meisten europäischen Ländern schon weit fortgeschritten."

In Amerika hätten die fünf größten Banken einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, diesseits des Atlantiks seien es gerade einmal 12 bis 13 Prozent. "Die amerikanischen Banken haben zudem in ihrem Heimatmarkt die Grenzen des Wachstums erreicht und gehen jetzt in Europa auf die Suche. Auch russische und chinesische Wettbewerber haben ein großes Interesse am europäischen Markt."

Ob Europas Banken also unter Handlungsdruck stehen? "Die europäischen Banken müssen bald handeln", ist Walter überzeugt. "Es wäre sehr schade, wenn wir nach den Börsen auch im Bankenmarkt keine europäischen Lösungen zustande bekämen. Das längerfristige Ziel muss sein, nach der großen Konsolidierung drei bis fünf europäische Banken unter die Top 20 weltweit zu bringen".

"Um in Europa ernsthaft mitspielen zu können, wird man künftig 100 Milliarden Euro Marktkapitalisierung benötigen", so der Dresdner Bank-Chef im FAZ-Interview.

Die Dresdner Bank ist seit gut fünf Jahren Teil der Allianz-Gruppe.

Die Allianz hatte gerüchteweise zu den Bietern für die österreichische BAWAG gezählt. Die Frage, ob damit die Dresdner Bank jetzt wieder auf Akquisitionskurs eingeschwenkt ist, kann Walter nach eigenen Worten nicht kommentieren. "Wir setzen keine Duftmarken, sondern sprechen nur über Zukäufe, wenn wir sie tatsächlich angehen." (APA)