Mekka - Muslimische Pilger in Mekka haben die Hinrichtung Saddams am islamischen Opferfest als eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle verurteilt. Sunnitische Gläubige zeigten sich am Samstag schockiert über den Tod des Ex-Diktators, der wegen Verbrechen an irakischen Schiiten gehängt wurde. "Seine Hinrichtung zu Eid al-Adha ist eine Beleidigung für alle Muslime", sagte ein jordanischer Pilger.

Die Vollstreckung des Todesurteils zum Auftakt des dreitägigen Opferfestes galt als besonders symbolträchtig. Das Fest ist einer der höchsten Feiertage der Muslime. Sie gedenken dabei eines Opfers, zu dem ihr Stammvater Abraham nach biblischer Überlieferung aus Ergebenheit gegenüber Gott bereit war. Die schiitische Seite der muslimischen Welt könnte Saddams Tod nun als ein Geschenk zu den Feiertagen verstehen, die zu den fröhlichsten im islamischen Festkalender gehören. Die Mehrheit der Sunniten dürfte die Hinrichtung dagegen als einen Schlag ins Gesicht empfinden.

"Amerikanische Kollaborateure"

"Ich will es nicht glauben. Saddam kann nicht sterben. Ist das die gute Nachricht, die wir zu unserem Fest bekommen sollen?", sagte Nawaf al-Harbi aus Saudi-Arabien. Saddam - selbst ein Sunnit - wurde von vielen Arabern dafür bewundert, dass er den USA die Stirn geboten habe. "Die im Irak sind amerikanische Kollaborateure. Sie sollten hingerichtet werden, nicht Saddam", sagte Mohammed Mussa aus dem Libanon. "Saddam Hussein ist unter allen Irakern der Ehrbarste. Er ist überhaupt der ehrbarste Araber. Sie werden zur Hölle fahren, er in den Himmel eingehen."

Auch ein syrischer Pilger zeigte sich entsetzt: "Das ist unglaublich. Die Dinge im Irak werden sich nicht verbessern, jetzt, wo Saddam tot ist", sagte Abu Mustafa. "Es wird mehr Gewalt geben, und mehr Wut der Araber auf den Westen."

Trauer in Palästinensergebieten

Die Nachricht vom Tod des irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein hat in den besetzten palästinensischen Gebieten Trauer ausgelöst. Dort wurde der Diktator als Kämpfer für die palästinensische Sache gesehen - seine letzten Worte waren: "Palästina ist arabisch."

Der palästinensische Arbeitsminister Mohammed Barghuti sagte, seine islamische Hamas-Bewegung sei mit dem säkularen Präsidenten oft nicht einer Meinung gewesen, doch sei seine Hinrichtung falsch und die Palästinenser seien den Irakern in Brüderlichkeit verbunden. In Bethlehem wurde ein Kondolenzhaus mit irakischen Flaggen und Bildern von Saddam eingerichtet. Saddam Hussein hatte die Familien von palästinensischen Selbstmordattentätern finanziell unterstützt.

In Israel, wo der gestürzte Machthaber als erbitterter Feind galt, warnte der stellvertretende Außenminister Ephraim Sneh vor dem wachsenden Einfluss des Iran in den schiitischen Gebieten im Süden des Iraks und in der Zentralregierung. (APA/Reuters)