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Für Andreas Küttel war der Arbeitstag in Garmisch gar nicht triste. Am 4. Jänner geht es in Innsbruck weiter.

Foto:Reuters/Pfaffenbach
Als 16-Jähriger muss man sich nicht gleich alle Rekorde holen. Also war Gregor Schlierenzauer gar nicht traurig, dass ihm am Neujahrstag durch den heftigen Regen in Garmisch-Partenkirchen die Chance genommen wurde, als erster Skispringer der jüngeren Geschichte beim Erstantreten die ersten beiden Konkurrenzen der Vierschanzentournee zu gewinnen.

Der am verwichenen Samstag errungene Debüt-Erfolg in Oberstdorf stellte den 16-jährigen Tiroler diesbezüglich immerhin schon auf eine Stufe mit den Finnen Matti Nykänen und Toni Nieminen, die 1982 bzw. 1991 zum ihrem Debüt in Oberstdorf triumphiert hatten. Und wie Nieminen kann Schlierenzauer auch seine erste Tournee gewinnen. Der Jüngling vom SV Innsbruck-Bergisel kommt als Führender der Gesamtwertung auf seine Heimschanze.

"Geflashter" Sieger

Schlierenzauers erster Verfolger ist Andreas Küttel, der sich nach dem Abbruch des Neujahrsspringens vom plötzlichen Sieg, dem ersten eines Schweizers bei der Tournee seit 1977 (Walter Steiner in Bischofshofen) "geflasht" fühlte. Der Blitz schlug ein, als man in der Jury zur Überzeugung gekommen war, dass die vom Regen aufgeweichte Anlaufspur und der böige Wind keinen zweiten Durchgang mehr zulassen würden. Der vierte Abbruch der Tourneegeschichte wurde allgemein begrüßt. Und Küttel wurde durch die Entscheidung quasi zur historischen Figur. Der 27-Jährige aus Einsiedeln ist der Letzte, der auf der alten Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen gewinnen konnte. Die wird demnächst abgerissen, zu Neujahr 2008 soll schon auf einem nagelneuen Bakken gesportelt werden.

"Das war genau die richtige Entscheidung", sagte Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner zum Abbruch (des Neujahrsspringens, nicht der Schanze). Schlierenzauers vierter Platz sei angesichts der Verhältnisse mit dessen Sieg in Oberstdorf gleichzusetzen. "Wie er mit dieser Situation umgegangen ist, war mehr als professionell. Die Spur war wie eine Bobbahn, eher was für den Markus als für den Gregor." Gemeint hat Pointner damit Ex-Rodler Markus Prock, der seinem Neffen Gregor Schlierenzauer das Management checkt und sich sicher darüber freut, dass sein Schützling in dieser Weltcupsaison schon 83.000 Euro an Preisgeldern ersprungen hat.

Schlierenzauer sprach natürlich nicht vom Geld, aber von der Freude, als Führender auf den Bergisel zu kommen. "Ich bin sehr zufrieden, weil die Verhältnisse sehr schwer waren. Das war eine wichtige Erfahrung, bei diesen Bedingungen einen guten Sprung runterzulegen."

Deutsches Locken

Dass auch Martin Schmitt einen guten Sprung runtergelegt hat, hilft dem deutschen Bundestrainer Peter Rohwein wenig. Zumal Schmitts achter Platz eher dessen österreichischem Trainer Stefan Horngacher zugeschrieben wird. An Rohwein bleiben dafür Pleiten wie jene in Oberstdorf am Samstag hängen. Die Ablöse des 44-Jährigen ist nur noch eine Frage der Zeit. Und es ist kein Geheimnis, dass der deutsche Skiverband (DSV) einen Nachfolger sucht. Neben Norwegens Mika Kojonkoski ist vor allem Österreichs Cheftrainer Pointner im Gespräch. Der heuer endende Vertrag des Tirolers mit dem ÖSV wurde noch nicht verlängert, weshalb der DSV möglichst gleich nach der Vierschanzentournee dem seit gestern 36-Jährigen ein Angebot legen will. (Sigi Lützow aus Garmisch, DER STANDARD Printausgabe 02.01.2007)