Berlin – Handke-Marathon am Berliner Ensemble: Wie schon bei der Uraufführung des "Untertagblues" von Peter Handke im September 2004 wird auch Claus Peymanns Inszenierung der Uraufführung von Handkes "Spuren der Verirrten" mit einem vorausgehenden Lese- Marathon und Film-Nächten flankiert. Premiere ist am 17. Februar im Theater am Schiffbauerdamm. Die österreichische Erstaufführung des neuen Stückes des aus Österreich stammenden Autors folgt im April im Akademietheater.

In Berlin lesen zwischen dem 10. Jänner und 9. Februar Schauspieler des Berliner Ensembles im Gartenhaus aus Handkes älteren Werken wie "Die linkshändige Frau" und "Falsche Bewegung" ebenso wie aus Prosa der letzten Jahre wie "Don Juan (erzählt von ihm selbst)" und "Gestern unterwegs". Den Abschluss des Marathons übernimmt Bruno Ganz am 9. Februar mit "Langsame Heimkehr" auf der großen Bühne des BE.

Die vier Filmnächte (19./20. und 26./27. Jänner) zeigen unter anderem die Streifen "Falsche Bewegung" (1975), "Die linkshändige Frau" (1977), "Der Himmel über Berlin" (1987) und "Publikumsbeschimpfung", eine Aufzeichnung der Uraufführung des Handke-Stückes im TAT Frankfurt/Main 1966 in der Regie von Claus Peymann. Wie schon 2004 gibt es am Berliner Ensemble für die größten Handke-Fans auch diesmal wieder eine Belohnung, wie das BE am Dienstag mitteilte: Wer alle Lesungen durchhält bekommt von Peymann sein Eintrittsgeld zurück "und darf sich vom BE-Intendanten etwas wünschen".

Wie schon in dem 1992 von Peymann uraufgeführten stummen Spiel "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten", einer Partitur von Regieanweisungen, herrscht bei "Spuren der Verirrten" ein ständiges Kommen und Gehen auf der Bühne, ein Flanieren, Vorüberziehen, Paarlaufen von teils wechselnden, teils gleich bleibenden Figuren. Die rätselhafte Handlungen der vorüberziehenden Paare werden von einem Zuschauer geschildert und kommentiert. Gegen Ende greift er schließlich aktiv in die Handlung ein, verlässt seinen Platz, hockt sich an den Rand der Spielfläche und ruft: "He, ihr! Keine Tragödie vortäuschen. Alles nicht wahr. Auf, ihr Knochen. Tut was für mein Geld", und Ähnliches, eher er wieder verschwindet und die auf der Bühne Versammelten ihr unterbrochenes Treiben wieder aufnehmen. (APA/dpa)