Adele Steiner hat ihre Entscheidung noch nicht bereut.

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Wien – "Ich habe gleich abgewinkt, als mir das Arbeitsamt nur einen MS-Office-Kurs angeboten hat", schmunzelt Adele Steiner. Die taffe Vertreterin der Generation "50 plus" wollte mehr, wollte Jungunternehmerin werden. Und hatte Glück. "Die Chemie mit meiner Beraterin hat gestimmt. Sie hat mich dann gleich gefragt, was ich mir denn vorstelle," erinnert sich Steiner. Eine Woche und eine Analyse ihrer beruflichen Stärken später wusste sie es.

Office-Management

Als ehemalige Handelsakademikerin mit abgeschlossenem Theaterwissenschafts-Studium, Reisen in Australien und jahrzehntelangen Angestelltenjobs im kaufmännischen Bereich wollte sie künftig "Officemanagement betreiben": Also die kaufmännische Administration auf Abruf für etablierte Personen und Unternehmen ohne eigenes Sekretariat bzw. mit zeitlichen Engpässen. Dass das Arbeitsmarktservice Arbeitslose, die ein Unternehmen gründen wollen, unterstützt, wusste Steiner von Bekannten. Die Vorstellung, endlich einmal selbstbestimmt arbeiten zu können, hatte sich aus der Frustration ihrer vorangegangenen Jobs entwickelt. Dort sei man zwar sehr "am Know-how und der Erfahrung der älteren Mitarbeiterin interessiert gewesen, nicht aber daran, dies auch finanziell adäquat zu honorieren." Noch dazu hätten diese Jobs auch wenig Herausforderung geboten, erinnert sich Steiner in der Rückschau.

Genug Herausforderungen

Herausforderungen erlebte die Neo-Unternehmerin in der Folge genug. Die Startinvestitionen etwa mussten so gering wie möglich gehalten werden. Steiner löste das Problem unkonventionell damit, dass sie in ihrer Altbauwohnung eine Zwischendecke einzog, um sich darauf ein kleines Büro einzurichten. Dann ging’s ans Geldauftreiben und Richtung Wirtschaftskammer, die als Starthilfe Jungunternehmer-Förderungen vergibt.

Das Wichtigste waren freilich die Auftraggeber. Für deren Anwerbung nutzte die begnadete Networkerin ihr dichtes soziales Netz und ihre zahlreichen beruflichen Kontakte aus ihren früheren Jobs. Steiner hatte sich dabei eine persönliche Vorgabe gesetzt: "Drei Fixkunden wollte ich im ersten Halbjahr akquiriert haben." Umtriebig, wie die Mutter dreier Kinder ist, war ihr erster Kunde gleich ein recht prominenter: Zukunftsforscher – Matthias Horx. Bereits seit über drei Jahren vertraut er Steiner nicht nur seine Administration, sondern mittlerweile auch seine Reiseplanung an. Wenn notwendig, steht sie nicht nur unter der Woche, sondern auch am Wochenende zur Verfügung.

Kinderbetreuung geht sich aus

Trotzdem bringt sie dabei noch die Betreuung ihres jüngsten Sohnes und des zweijährigen Enkels in ihrem Zeitbudget unter. Geholfen habe ihr dabei der Besuch von Zeitmanagement-Workshops, die sie gemeinsam mit Consultern der Österreichischen Studien- und Beratungsgesellschaft aus dem Qualifizierungsangebot herausgesucht hat. Daneben baute sie zielstrebig ihr Wissen in Buchhaltung, Steuerrecht und Marketing aus. Eines der wichtigsten Dinge, die sie dabei gelernt habe, sei aber die Einsicht gewesen: "Wenn’s wirklich hektisch wird, muss man langsam gehen, sonst steigt die Fehlerquote rasant." Mit ihrer Entscheidung sich selbständig zu machen, sei ihr freilich kein Fehler unterlaufen. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.12.2006)