Wien – Karl Schwarzenberg ist ziemlich neugierig darauf, wer denn Außenminister wird – in Wien. Das parteilose Mitglied des tschechischen Senats möchte im Gespräch mit dem Standard genau wissen, wie eine mögliche österreichische Bundesregierung zusammengesetzt sein könnte. Schließlich ist die Chance intakt, dass der tschechische Staatspräsident Václav Klaus den Fürsten, den er wohl wider besseres Wissen öffentlich für einen Österreicher hält, zum Außenminister ernennen muss (Schwarzenberg war nie österreichischer, sondern Schweizer und tschechischer Staatsbürger). Das haben jedenfalls die tschechischen Grünen als Bedingung für ihren Eintritt in eine Koalitionsregierung unter dem konservativen Premier Mirek Topolánek gemacht.

Schwarzenberg, der Jahrzehnte in Österreich lebte und sich erfolgreich für die Dissidenten um den späteren Präsidenten Václav Havel einsetzte, dürfte sich das Amt allerdings mit dem jetzigen Außenminister, dem parteilosen Alexandr „Sascha“ Vondra teilen, ebenfalls einem Veteranen des Kampfes gegen die KP-Diktatur. Vondra soll als Vizepremier die Europa-Agenden übernehmen.

Das gäbe Schwarzenberg auch Luft für eine „sachliche Diskussion“ mit Österreich über die Frage des AKW Temelín („Ich kann meine innere Beziehung zu Österreich sehr wohl von meiner Pflicht als tschechischer Bürger und Politiker trennen“). Einer Klage bei der EU gegen Temelín gibt er wenig Chancen. Aber wer die Laufbahn des 68-jährigen Fürsten „Kari“ Schwarzenberg verfolgt hat, kann sich ausrechnen, dass er sich nicht oder nicht nur als „Österreich-Spezialist“ versteht, sondern sein Augenmerk sowohl auf die Entwicklung in Osteuropa, Russland inklusive, wie auch auf eine enge transatlantische Bindung legen würde. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2007)