Zur Person
Heinrich Schaller ist seit Juni 2006 Vorstandsmitglied der Wiener Börse. Zuvor war der 47-jährige Jurist zwei Jahre lang im Vorstand der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, zuständig für Wertpapier und Treasury. Begonnen hat der vierfache Vater seine Karriere bei der Raiffeisen Zentralbank in Wien.

Foto: Standard/Regine Hendrich
STANDARD: Warum war Ihr vergangenes Jahr erfolgreich?

Schaller: Die Wiener Börse zieht nach den Rekordjahren 2004 und 2005 einmal mehr eine überaus positive Bilanz. Der ATX ist um 21,72 Prozent gestiegen, die Marktkapitalisierung auf einen historischen Höchststand von 175,8 Milliarden Euro. Börsengänge und Kapitalerhöhungen im Volumen von 11,87 Milliarden Euro brachten einen Rekord beim Zufluss an frischem Kapital. Besonders dynamisch entwickelt haben sich mit 10,6 Milliarden Euro die durchschnittlichen monatlichen Handelsumsätze.

STANDARD: Welchen Anteil daran hatte die Globalisierung?

Schaller: Hinter der tollen Performance stehen in erster Linie unsere Emittenten, die sich weltweit in ihren Branchen bestens etablieren konnten, was ohne international zugängliche Märkte nicht möglich gewesen wäre.

Auch die Internationalisierung der Wiener Börse, die zweite Säule ihres Erfolgs, wäre ohne Globalisierung nicht möglich gewesen: 33 der 73 Handelsmitglieder der Wiener Börse internationale Investmenthäuser, die mittlerweile mehr als 56 Prozent des Handelsumsatzes tätigen.

STANDARD: Welchen Anteil an dieser Entwicklung hat die scheidende Regierung?

Schaller: Die Bundesregierung hat einen großen Beitrag an der positiven Entwicklung des österreichischen Kapitalmarkts. Die (Teil-)Privatisierungen über die Wiener Börse haben zu einer qualitativen Verlängerung des Kurszettels geführt, und auch die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge hat positive, vor allem psychologische, Auswirkungen. Mit der Ernennung eines Regierungsbeauftragten für den Kapitalmarkt hat man dem Finanzplatz Österreich eine höhere Bedeutung eingeräumt. Die Herabsetzung der Körperschaftssteuer auf 25 Prozent und die Einführung der Gruppenbesteuerung hat den Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig gestärkt.

STANDARD: Was lief im vergangenen Jahr 2006 nicht gut?

Schaller: Wir sind mit dem Rekordjahr mehr als zufrieden.

STANDARD: Wie sind Ihre Erwartungen für 2007?

Schaller: Die Dynamik der Wiener Börse lässt sich nicht ins Unendliche fortsetzen. Unser Ziel für 2007 ist es daher, das Erreichte auf hohem Niveau zu halten und unsere Rolle als Motor des österreichischen Kapitalmarkts und wichtiger volkswirtschaftlicher Impulsgeber zu festigen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.1.2007)