"Anleger sollten nicht noch verzweifelt auf den Börsezug aufspringen, sondern die Langfristigkeit einer Aktienveranlagung in den Vordergrund stellen", sagte RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Es werde im ersten Halbjahr noch günstigere Einstiegsgelegenheiten geben als heute. RZB-Experte Helge Rechberger sieht das größte Kurspotenzial in Osteuropa, Japan oder aufstrebenden Emerging Markets und empfiehlt am ehesten defensive Aktien.
Die RZB-Anlageexperten haben den Aktienanteil im Musterportfolio der Bank daher zurückgenommen. Dieser Anteil wurde zum Jahresende bereits von 56 auf 50 Prozent reduziert, schrittweise soll der Anteil auf 40 Prozent sinken. Im Gegenzug erhöht die RZB den Rentenanteil von 39 auf 45 Prozent. Fünf Prozent entfallen auf Alternative Investments.
"Sanfte Landung"
Die wichtigsten Eckpunkte der erwarteten Entwicklung: Die US-Konjunktur kühlt wie erwartet ab, erwartet wird eine "sanfte Landung". Massive Einbrüche in der Bauwirtschaft werden die Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal 2007 weiter nach unten ziehen. Der Euroraum sollte von dieser Entwicklung unbeeindruckt bleiben, so die Erwartung der RZB. Die starke Konjunktur in Osteuropa sowie in Asien sowie die hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen stelle eine starke "Schwungmasse" für die Eurozone.
Bei den Zinsen wird es zu gegenläufigen Bewegungen in Europa und den USA kommen: Während die US-Notenbank Fed derzeit abwarte und in Zukunft eher wieder zu Zinssenkungen greifen dürfte, wird in der Eurozone mit weiteren Zinserhöhungen gerechnet. Brezinschek rechnet 2007 mit zwei Zinserhöhungen der EZB (Europäischen Zentralbank) um je ein Viertel Prozentpunkt: einmal in diesem Quartal und eine weitere Zinserhöhung gegen Jahresende auf dann 4,0 Prozent.
Fed in Lauerstellung
Die Fed in den USA liege "in Lauerstellung" und werde voraussichtlich erst aktiv, sobald die Kerninflation über 2,8 Prozent steige und auch der private Konsum und der Arbeitsmarkt Schwächesignale senden. Dann seien bis zu Jahresmitte zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte auf dann 4,75 Prozent denkbar.
Die "abschmelzenden Zinsunterschiede" werden den Euro weiter stärken. "Erst wenn die US-Rezessionsängste und damit auch die US-Zinssenkungsspekulationen ihren Höhepunkt erreicht haben, sollte auch der Euro-Dollar-Wechselkurs sein Hoch gesehen haben", erwartet Brezinschek. Der Euro könnte sogar seinen historischen Höchststand zum Euro aus dem Jahr 2004 (von 1,367) mit Werten zwischen 1,37 und 1,40 übertreffen.