Innsbruck – Wenn in einem Jahr wieder am Innsbrucker Traditionsberg ein Weltcup-Springen im Rahmen der Vierschanzen-Tournee durchgeführt werden wird, dann wird es einen Anachronismus geben. Der Bergisel wird bei der 56. Auflage der Traditionstour der einzige Ort sein, der nicht über Flutlicht erhellt wird. Dabei preisen die Hausherren in Innsbruck ihre Schanze, die im Herbst 2003 offiziell eröffnet wurde, als die modernste Anlage im Weltcup.

Um rund 15 Millionen Euro wurde in den Jahren 2001/02 der alte Bakken in Innsbruck, auf dem 1964 und 1976 olympische Bewerbe ausgetragen wurden, abgerissen. Nach den Plänen der iranischen Stararchitektin Zaha Hadid wurde die Schanze danach völlig neu errichtet. Doch Flutlicht wurde nach Protesten keines installiert. Die Anwohner befürchteten einen Ganzjahresbetrieb in ihrer Nachbarschaft. Zum Vergleich: Der Neubau der zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Anlage in Garmisch soll 10 Millionen Euro kosten. In Bayern wird es nächstes Jahr aber Flutlicht geben.

"Dabei hätte damals sogar RTL dazu gezahlt, wenn wir Flutlicht installiert hätten", erinnert sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel zurück. Der deutsche TV-Sender hoffte damit, die Quoten zu steigern, wenn auch vom Bergisel zur Prime-Time übertragen werden hätte können. Heute sagt Schröcksnadel: "Für uns als ÖSV, der die Anlage als Ganzjahresbetrieb, als Touristenattraktion mit Restaurant betreut, ist das Flutlicht nicht wichtig. Wichtig ist es nur für das Springen."

Und der Skiverbandsboss stellt unmissverständlich klar: "Wenn jemand ein Licht braucht und der Wunsch an uns heran getragen wird, dann kümmern wir uns darum. Zahlen werden wir es jedenfalls nicht." Die Kosten einer skisprungtauglichen Lichtanlage schätzt Schröcksnadel auf 1,5 bis 2 Millionen Euro.

Aber auch für die Stadt Innsbruck, die die Bergisel-Arena nach Absprache mit dem ÖSV für die Fußball-Europameisterschaft 2008 in eine große Fan-Zone verwandeln will, kommt eine Finanzierung einer Flutlichtanlage nicht in Frage. "Das steht überhaupt nicht zur Diskussion", sagt Christoph Platzgummer, Innsbrucks Vizebürgermeister und Euro-Beauftragter, "derzeit bin ich gerade in Detailplanungen für die Euro. Wegen dem Licht werden wir abwarten, was die Veranstaltungsbehörde uns vorschreibt."

Platzgummer will die Fan-Zone 2008 mit einer "temporären Anlage" erleuchten: "Wir brauchen sicher nicht so viel Licht, wie für ein Springen benötigt wird. Da muss ja die ganze Anlage inklusive Aufsprunghügel ausgeleuchtet werden." In einem sind sich jedenfalls Schröcksnadel und Platzgummer trotz fehlendem Lichtes einig: "Die Schanze am Bergisel ist die modernste!" (APA)