Warschau - Der Schatzmeister der nationalistischen Organisation "Allpolnische Jugend" in Polen, Pawel Zanin, ist zum Vizedirektor des staatlichen Zentrums für Lehrerfortbildung ernannt worden. Rund um die rechtsradikale Jugendorganisation gab es vor Kurzem einen Skandal. Die Tageszeitung "Dziennik" veröffentlichte auf ihrer Internetseite ein Video, das Mitglieder der Vereinigung bei einer neofaschistischen Zeremonie zeigte. Vizepremier und Bildungsminister Roman Giertych von der national-katholischen LPR (Liga Polnischer Familien) hatte versprochen, seine Partei werde sich von der ihr nahe stehenden "Allpolnischen Jugend" distanzieren.

Laut Medienberichten soll die Organisation an Rockkonzerten, bei denen rechtsextreme Bands auftraten, teilgenommen oder diese sogar organisiert haben. Bilder in den Medien zeigten mutmaßliche Mitglieder der Vereinigung beim Hitlergruß. In dem im Internet veröffentlichten Video von einer Feier der "Allpolnischen Jugend" posieren Jugendliche vor einem etwa drei Meter hohen Hakenkreuz aus Fackeln und rufen "Sieg Heil". Eine Assistentin des LPR-Europaabgeordneten Maciej Giertych, die in der Videoaufnahme zu erkennen ist, wurde inzwischen von ihrem Posten entlassen.

Der 27-jähriger, unerfahrene Politiker Zanin wird als Vizedirektor des staatlichen Fortbildungszentrums für Lehrer das Budget dieser Institution in höhe einiger Millionen Euro verwalten. Er studierte politisches Marketing an der Universität von Breslau (Wroclaw). Bisher hat er keine Erfahrung im Bildungswesen. Er ersetzt Katarzyna Koszewska auf dem Posten. Sie gab ihre Stellung aus Protest dagegen auf, dass Aktivisten der "Allpolnischen Jugend" Ämter in der Behörde erhielten. Zanin unterstützt die "Null-Toleranz-Politik" des Bildungsministers hinsichtlich Gewalt an den polnischen Schulen; aus seiner negativen Haltung gegenüber Homosexuellen macht er keinen Hehl. (APA)