Er brachte die großen Enthüllungsgeschichten der Nachkriegszeit, schrieb Bundeskanzler ins Amt und aus dem Amt und gilt bis heute als wichtige Säule der deutschen Demokratie: "Der Spiegel" erreicht mit einer Auflage von knapp über einer Million Exemplaren jede Woche rund sechs Millionen Leser. Vor genau 60 Jahren, am 4. Jänner 1947, erschien die erste Ausgabe des Nachrichtenmagazins.

Die Geschichte dieses Blattes begann aber genau genommen schon im Sommer 1946 - mit der Gründung der Zeitschrift "Diese Woche", aus der dann "Der Spiegel" hervorging. Zunächst wurde das Magazin mit einer wöchentlichen Auflage von 15.000 Exemplaren in Hannover herausgegeben, Chefredakteur und Herausgeber war Rudolf Augstein. Der 1923 geborene, streitbare Journalist prägte das Blat wie kein anderer.

Deutschlandweite Bekanntheit erlangte "Der Spiegel" 1950 mit dem Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur vorläufigen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Der Bundestag setzte daraufhin den so genannten "Spiegel"-Ausschuss ein, der die Behauptungen jedoch nie klären konnte.

Besondere Meilensteine waren die großen Enthüllungsgeschichten der 80er Jahre. So war "Der Spiegel" maßgeblich an der Aufdeckung der Flick-Affäre beteiligt, einem der größten politischen Skandale Deutschlands. Auch enthüllte er die unsauberen Politikmethoden des damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel.

Seinen Erfolg verdankt der Verlag aber nicht zuletzt auch seinem Gespür für die Zeichen der Zeit: 1988 wurde zum ersten Mal das Magazin "Spiegel TV" auf RTL ausgestrahlt, 1994 ging "Der Spiegel" als erstes Nachrichten-Magazin weltweit online.

Der Verlag gehört heute zu 24 Prozent den Erben von Augstein, zu 25,5 Prozent Gruner + Jahr und zu 50,5 Prozent den Mitarbeitern. Augstein hatte ihnen 1974 die Hälfte des Unternehmens geschenkt. Chefredakteur des "Spiegels" ist seit 1994 Stefan Aust. (APA)