Kaum ist das Mozartjahr vorbei, schon bereitet sich die musikbegeisterte Weltöffentlichkeit auf das Jaromir Weinbergerjahr vor, um am 8. Jänner den 111. Geburtstag des begnadeten Komponisten von Gassenhauern wie Schwanda, der Dudelsackpfeifer oder Evelins Entführung zu feiern. Was wäre also nahe liegender gewesen, als nach meiner wöchentlichen Mozartkolumne die wissbegierigen Leserinnen und Leser des ALBUM mit einer Weinberger-Kolumne zu erfreuen?

Bedauerlicherweise stieß dieser Vorschlag bei der Redaktion aber auf wenig Gegenliebe, die mir stattdessen empfahl, eine "witzige, satirische und originelle" Kolumne zu schreiben, die "einfach gern gelesen wird". Danke, so genau wollte ich es gar nicht wissen.

Kolumnen brauchen Titel, und da ich den von der Redaktion vorgeschlagenen "Palmsamstag" fast schon zu originell fand, begab ich mich auf die Suche nach einer Alternative und studierte zu diesem Zweck zwei Basistexte zur österreichischen Identität, nämlich Der Herr Karl von Merz/Qualtinger und Die österreichische Bundeshymne von Paula Preradovic. In letztgenanntem Werk fand ich schließlich jene Zeile, die in ihrer poetischen Klarheit die thematische Spannweite dieser Kolumne auf den Punkt bringt und den Nagel auf den Kopf trifft: "Land der Hämmer". Natürlich belebt auch eine schmeichelweiche Phrase wie: "Volk, begnadet für das Schöne" die Fantasie, aber wer einmal in seinem Leben "Starmania" gesehen hat oder an einem Einkaufssamstag durch die Mariahilfer Straße geschoben wurde, der weiß, dass dieses Volk alles ist, nur nicht "begnadet für das Schöne". Dabei hat die dritte Staffel des kollektiven Brechmittels "Dancing Stars" noch nicht einmal begonnen.

Aber auch außerhalb des ORF und der Mariahilfer Straße fliegen die Hämmer tief. Nehmen wir zum Beispiel den "Schnitzel Drive In" an der B37 bei Gneixendorf. Dort werden "Riesen Wiener" um drei Euro angeboten.

Also die Wiener, die ich in der Mariahilfer Straße gesehen habe, waren eher klein und gedrungen. Aber das mit dem Preis könnte hinkommen.

In dieser Tonart wäre es weitergegangen, wenn die ALBUM-Redaktion nicht: "Halt" gerufen hätte, um mir mitzuteilen, dass "Land der Hämmer" als Titel zu plakativ sei und sie "Palmsamstag" einfach besser fände.

Na gut, heißt die Kolumne halt "Palmsamstag", in der es kommende Woche um Pietro Trapassi und Josip Broz Tito gehen wird. Und damit gebe ich zurück an die Redaktion. (Kurt Palm/ ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 5./6./7.1.2007)