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Max Hagmayr (50) betrachtet sich als Begleiter.

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Wien - Mag sein, dass es einfacher ist, einen Schlepplift nach Jamaika zu verscherbeln als österreichische Fußballer in irgendein anderes Land. Von Liechtenstein oder Malta eventuell abgesehen. Der Manager Max Hagmayr hätte es dieser Tage beinahe geschafft. Denn sein Mandant Ronald Gercaliu war sich mit Energie Cottbus durchaus einig, der 20-jährige Verteidiger, der Red Bull Salzburg gehört, hätte beim deutschen Bundesligisten fast einen richtigen Vertrag unterschrieben. Dummerweise haben ihn die Salzburger eine halbe Stunde lang bei den eigenen Amateuren eingesetzt und ihn dann an Sturm Graz verliehen. Kickt jemand in nur einer Saison bei gleich drei Mannschaften, muss er laut FIFA-Reglement daheim bleiben. "Pech, immerhin hatte er Schlagzeilen in der Bild."

Hagmayr brachte Gercaliu bis Sommer 2008 bei der Wiener Austria unter. "Gut so. Er spielt vor der Haustüre des Teamchefs, kann sich empfehlen."

Gercaliu ist für Hagmayr ein Musterbeispiel für die derzeitige Lage. "Die Nationalteams sind die Visitenkarten des Fußballs. Je besser sie sind, desto interessanter werden die Spieler. Als Schweizer musste du dir keine Sorgen machen."

Hagmayr macht den Job seit sieben Jahren, er besitzt den Gewerbeschein, hat die Lizenz. Das ist in diesem Geschäft fast die Ausnahme. "Da mischen selbsternannte Berater, Verwandte, Einflüsterer, angebliche Freunde mit. Man muss sich mit Ahnungslosen herumschlagen." Er kümmert sich um ungefähr 50 Kicker (zum Beispiel Veli Kavlak und Markus Weissenberger), im Vorjahr fuhr er 77.000 Kilometer im Auto. Das war ein Schmutz gegen 100.000 Meilen im Flieger. Jedenfalls hat der 50-Jährige einen Zusammenbruch erlitten, der Mediziner nennt das Burn-Out-Syndrom. "Viel Arbeit ergibt noch keinen großen finanziellen Gewinn."

Hagmayr ortet eine Brutalisierung des Geschäfts. Das gilt für die gesamte Wirtschaft, Fußball ist nur ein kleiner Teil davon. Die Handschlagqualität zählt kaum noch, Vertragstreue ist ein Fremdwort geworden." Wobei die Spieler an dieser Entwicklung nicht von Schuld freizusprechen sind. "Solange bei den Jungen das Geld im Vordergrund steht, haben sie schon verloren. Der Weitblick zählt." So rät er Kavlak, erst einmal Stammspieler bei Rapid und im Team zu werden. "Erst wenn du etwas vorzuweisen hast, kannst du träumen. Auch ich verdiene an gestandenen Spielern mehr."

Hagmayr sieht sich als Berater oder Begleiter, "nicht als Verkäufer. Weil der Mensch keine Ware sein darf. Ich bin mir der Verantwortung bewusst. Aber es entscheidet schlussendlich doch der Spieler, was er tut. Man ist mitunter machtlos, wenn man sieht, dass sie ins Unglück laufen."

Gercaliu ist zu Hagmayr zurückgekehrt. "Salzburg war nicht meine Idee." Vor ein paar Tagen wurde der Manager (übrigens LASK-Legende) von Muhammet Akagündüz kontaktiert. Sein Klub Kayserispor ist mit Gehaltszahlungen säumig. Hagmayr drohen nun zusätzliche Flugmeilen, die Türkei ist per Auto kaum zu erreichen. "Was man nie durchschaut, ist, welcher Klub seriös arbeitet und welcher nicht. Das kann sich schlagartig ändern. Dies wiederum ist kein spezifisch österreichisches Problem." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.1. 2007)