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KOPF DES TAGES

Sie symbolisierten das neue, moderne Serbien: Der energische Reformer Zoran Djindjic und die schöne, elegante Frau an seiner Seite, Ruzica. Durch die jugendliche Ausstrahlung gewann das Ehepaar Djindjic nach der Wende im Oktober 2000 die Sympathien der europäischen politischen Elite, und verwandelte über Nacht das Image Serbiens vom Sinnbild des Bösen in eines vom erwünschten Partner der EU. Djindjic öffnete für Serbien die Türen in Brüssel und Washington, lieferte Slobodan Miloasvic dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen aus, wollte mit der nationalistischen Vergangenheit abrechnen - und bezahlte das mit dem eigenen Leben.

So kannte man die Familie Djindjic während der Massenproteste gegen das Regime Milosevic: Zoran, mit seinem kleinen Sohn auf den Schultern, Ruzica, die Tochter an der Hand haltend, führen lächelnd tausende Demonstranten auf den Straßen Belgrads an. Ruzica war stets anwesend, mischte sich jedoch nicht in die Politik ein. Fast vier Jahre nach der Ermordung ihres Mannes änderte sie nun ihre Meinung. Auf Druck von Serbiens Präsident Boris Tadic führt sie die Wahlliste der "Demokratischen Partei" (DS) für die Parlamentswahlen am 21. Jänner an. "Ich will helfen, dass Zorans Ideen verwirklicht werden", erklärte Ruzica, die allerdings keine Führungsansprüche in der DS stellt.

Für die einen war das ein geschickter taktischer Zug der DS, weil sich die 47-jährige Witwe des Premiers als eine Integrationsfigur im verzankten "demokratischen Lager" behaupten kann. Für Kritiker war es jedoch eine "widerliche" Pietätlosigkeit gegenüber Zoran Djindjic, weil Ruzicas Kandidatur enttäuschte DS-Wähler anziehen soll, die Tadic die Koalition mit dem national-konservativen DSS-Chef und Premier, Vojislav Kostunica, nicht verziehen haben, Zoran Djindjic aber immer jegliche Kompromisse mit der DSS abgelehnt hatte.

Nach dem Attentat auf ihren Mann gewann die "serbische Jacqueline Kennedy" durch ihre tapfere Haltung Respekt. "Ich trauere und weine nur hinter meinen eigenen vier Wänden", schrieb sie in ihrer Kolumne in einem Magazin. Es habe nicht gereicht, dass sie ihren Mann umgebracht hätten, sie massakrierten ihn auch nach seinem Tod, beklagte sie sich über jene Medien und Politiker, die behaupteten, Djindjic sei nicht Opfer eines politischen Komplotts, sondern einer Abrechnung der Unterwelt mit ihrem "Komplizen" gewesen.

Die in Valjevo geborene Juristin setzte sich stets für Kinder- und Frauenrechte ein. Nach dem Tod ihres Mannes verwaltete sie eine Stiftung, die seinen Namen trägt und wurde in den Ausschuss der DS gewählt. Nun will sie helfen, Serbien die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben, "die nur vorläufig mit Zoran getötet worden ist". (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.1.2007)