New York/Nairobi - Die UNO-Mission im Süden des Sudans
hat vier Blauhelmsoldaten wegen angeblichen Kindesmissbrauchs vom
Dienst suspendiert und in ihre Heimat Bangladesch zurückgeschickt.
Gegen weitere Soldaten werde ermittelt, sagte UNO-Sprecherin Michèle
Montas am Donnerstag in New York. "Unsere Haltung ist klar: Null
Toleranz, null Nachsicht, null Straffreiheit." Die Vereinten Nationen
seien tief besorgt über einen Bericht des britischen "Daily
Telegraph". Demnach sollen UNO-Soldaten in der Stadt Juba im Südsudan
mindestens 20 Kinder sexuell ausgebeutet haben.
Die britische Tageszeitung bezog sich in dem Artikel auf einen
internen Bericht des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF. Dieser hatte laut
Montas aber sexuelle Vergehen von sudanesischen Militärs enthüllt -
und nicht von Soldaten der UNO-Mission UNMIS. Die Vereinten Nationen
gingen den Vorwürfen dennoch nach, um möglichen sexuellen Vergehen in
den eigenen Reihen mit Entschiedenheit zu begegnen. Die UNO-Mission
UNMIS überwacht den Frieden zwischen ehemaligen Rebellen im Süden des
Sudans und der Regierung im Norden seit 2004 mit einer Truppe von 11 000 Blauhelmsoldaten.
Unterdessen kündigte die sudanesische Regierung in Khartum eine
eigene Untersuchung an. Justizminister Mohamed Ali Almardhi machte
die Vereinten Nationen für die angeblichen Fälle von Kindesmissbrauch
verantwortlich. "Es überrascht mich, dass die UN immer noch Truppen
nach Darfur schicken wollen, um dort Vergewaltigungen zu beenden,
während die eigenen Truppen im Südsudan selber vergewaltigen und der
Homosexualität frönen", sagte Almardhi der Zeitung "Al Akbar Al Jom".
In der westsudanesischen Provinz Darfur kämpfen von der
islamischen Regierung unterstützte arabische Reitermilizen seit drei
Jahren gegen verschiedene Rebellengruppen. Nach Schätzungen sind
bisher mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens zwei
Millionen Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben und hungern
jetzt in Lagern in Darfur oder im benachbarten Tschad. Das
UNO-Angebot, Blauhelmsoldaten in die Region zu entsenden, hat Khartum
bisher strikt abgelehnt. Ungewiss ist noch, ob sich die sudanesische
Regierung an ihre Zusage hält, eine gemischte Truppe aus Soldaten der
Afrikanischen Union (AU) und den Vereinten Nationen in Darfur für
Ruhe sorgen zu lassen. (red/APA/dpa)