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Rüstiger Rentner: Sylvester Stallone - eben noch "Rocky", bald schon wieder "Rambo"

Foto: REUTERS/Henry Romero
Los Angeles - Als gäbe es keine neuen Helden, müssen in Hollywood mal wieder die alten ran: Neben dem berühmten Boxer Rocky Balboa erstehen jetzt auch John Rambo, "Stirb langsam"-Polizist John McClane und Indiana Jones wieder auf - in alter Besetzung mit Darstellern zum Teil jenseits der 60. Während es für weibliche Schauspielerinnen schon ab 30 oft schwierig wird, Rollen zu finden, haben viele männliche Kollegen damit kein Problem - auch wenn Kinozuschauer Actionhelden im Pensionsalter vielleicht lächerlich finden könnten.

Nach dem "letzten Kreuzzug"

So will Harrison Ford 26 Jahre nach seinem ersten "Indiana Jones" im Sommer mit den Dreharbeiten zum vierten Teil beginnen und sich wieder als Peitsche schwingender Archäologe mit Hut in Abenteuer verwickeln lassen. Während der Dreharbeiten wird Ford 65 Jahre, zuletzt war "Indiana Jones" 1989 zum "Letzten Kreuzzug" unterwegs. Zumindest der Schauspieler hat offenbar kein Problem damit, wieder in die alte Rolle zu schlüpfen: "Ich weiß nicht, ob die Hose noch passt, aber der Hut bestimmt", sagte er zur Vorstellung der Pläne von Steven Spielberg und George Lucas. Die hoffen auf einen Kassenschlager, auch wenn die letzten Filme mit Ford kommerzielle Misserfolge waren.

Auch Bruce Willis war in jüngster Vergangenheit kein Garant mehr für klingelnde Kassen. Dennoch ist der vierte Teil von "Stirb langsam" in Arbeit. Die Produzenten hoffen, dass Willis mit seinen 51 Jahren die Erfolge der ersten drei Teile wiederholen kann, die zwischen 1988 und 1995 insgesamt 750 Millionen Dollar (knapp 570 Millionen Euro) einspielten.

Doppelter Stallone

Sylvester Stallone hinderten seine 60 Lenze nicht daran, die sechste Auflage seines Boxer-Dramas um Rocky Balboa zu drehen und nun nach 19 Jahren Pause auch noch den vierten Teil von "Rambo" vorzubereiten.

Normalerweise befindet sich ein Actiondarsteller mit 50 an einem heiklen Punkt seiner Karriere: Wer sich nicht auf andere Filmgenres verlegt oder ins Regiefach wechselt wie Clint Eastwood, der endet häufig wie Charlton Heston. Der 1923 geborene Schauspieler, der für seine Hauptrolle in "Ben Hur" den Oscar bekommen hatte, bekam ab Mitte der 70er Jahre keine großen Rollen mehr. Arnold Schwarzenegger vollzog im Alter von 56 Jahren einen Schnitt, indem er in die Politik wechselte. "Seine Filme wollte sowieso keiner mehr sehen, er war als Schauspieler tot", kommentiert der Kritiker Lew Harris von der Website "Movies.com".

"Ihm ist nicht klar, wie alt er ist"

Viele Produzenten halten dennoch an ihren alternden Action-Stars fest, um an frühere Kassenerfolge anzuknüpfen. Und manchen scheint der Erfolg Recht zu geben. So störte es die Zuschauer offensichtlich nicht, einen 60-jährigen Stallone im Ring zu sehen - der sechste "Rocky"-Teil spielte in den USA binnen zwei Wochen das doppelte seiner Produktionskosten ein. In Deutschland kommt "Rocky Balboa" im Februar in die Kinos.

Die Produzenten seien faul geworden, meint Filmkritiker Harris. Hinzu komme, dass die alternden Schauspieler sich selbst zu unkritisch sähen: "Es gibt ein klares Problem mit Harrison Ford: Er hat in den letzten paar Jahren bewiesen, dass ihm nicht klar ist, wie alt er ist." Nur ein jüngerer zweiter Hauptdarsteller an Fords Seite könne den nächsten "Indiana Jones" noch retten.

"Es gibt einen Punkt, da wird das einfach absurd."

Nach Ansicht des Filmexperten Howard Suber von der Universität von Kalifornien in Los Angeles dürfen in Hollywood Schauspieler in Actionfilmen mitspielen, bis sie ihre Arthritis nicht mehr verbergen können. Kritiker Harris ist dagegen skeptisch, dass Kinofreunde die alten Kämpen wirklich noch wollen: Er bezweifle, dass das Publikum wirklich "einen Typen mit 55 oder 60 Jahren" sehen wolle, der sich vor Schüssen in Sicherheit bringt, auf Leute schießt, sich auf Autos wirft und vor Explosionen flieht. "Wollen die Leute tatsächlich eines Tages Tom Cruise in 'Mission Impossible 15' sehen? Es gibt einen Punkt, da wird das einfach absurd." (APA)