Peking - Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst in China dramatisch und "erreicht fast lateinamerikanische Ausmaße". In einem Bericht der chinesischen Akademie der Wissenschaften, über den die Tageszeitung "China Daily" am Sonntag berichtete, heißt es ferner, zehn Prozent der Chinesen besäßen 40 Prozent allen Privatbesitzes, während die ärmsten zehn Prozent nur auf zwei Prozent kämen. Nach einer Erhebung in 7140 Haushalten seien die wachsenden Kosten der medizinischen Versorgung heute die größte Sorge der Chinesen. Sie müssten dafür 11,8 Prozent ihrer gesamten Ausgaben aufbringen.

Kluft zwischen Stadt und Land

Die Kluft zwischen Stadt und Land nehme stetig zu. Die Durchschnittseinkommen seien 2005 in Peking pro Kopf bei 17.653 Yuan (1736 Euro) im Jahr gelegen, während Bauern in der armen Provinz Qinghai nur 2165 Yuan (213 Euro) und selbst die Städter dort nur 25 Prozent mehr verdient hätten. In einer Umfrage zeigten sich 90 Prozent "alarmiert" über die Unterschiede. Experten warnten, der nach dem italienischen Statistiker Corrado Gini benannte Gini-Koeffizient für die Einkommensgleichheit habe in China längst die Warnschwelle von 0,4 deutlich überschritten, was soziale Unruhe befürchten lässt.

Durchbruch

Das boomende Kanton (Guangzhou) in Südchina ist die reichste Metropole und dürfte im vergangenen Jahr nach den Maßstäben der Weltbank als erste den Durchbruch zur "entwickelten" Stadt geschafft haben. Das Bruttoinlandsprodukt in der Hauptstadt der reichsten chinesischen Provinz Guangdong habe im vergangenen Jahr 10.000 US-Dollar (7.643 Euro) pro Kopf erreicht, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua anhand vorläufiger Zahlen. In Guangdong war schon Ende der 70er Jahre mit dem Kapitalismus experimentiert worden. In Peking lag das Bruttoinlandsprodukt 2005 dagegen pro Kopf nur bei 5457 US-Dollar. Schanghai kam immerhin auf 7600 und Shenzhen auf 7300 US-Dollar. (APA)