Wien - Da ist dem Alfred Hörtnagl echt die Lust vergangen. Er hätte bei einem lustigen Prominentenspiel mitkicken sollen, einen Sportdirektor von Rapid kennt man nämlich. Er hatte die Sporttasche daheim (ist noch das Hotel) gepackt und diese in fast freudiger Erregung in die Stadthalle geschleppt. Blöderweise hat dann Rapid unmittelbar vor dem Spaß gegen den LASK 2:9 verloren. Das war am Freitag, und es war der bisherige Tiefpunkt für einen 40-jährigen Tiroler in Wien. "Da ziehe ich mich nicht um und tue so, als wäre nichts gewesen."

Wobei, so Hörtnagl im Sakko, man erwähnen sollte, "dass es sich um Hallenfußball gehandelt hat. Das ist wurscht und auch nicht. Über diesen Satz lohnt es sich nachzudenken." Rapid sollte im weiteren Verlauf des Turniers die Peinlichkeiten ablegen. Was Hörtnagl gefreut hat. "Denn es ist wurscht und auch nicht." Seit 2. Jänner ist er im Amt, er nützte die Zeit, "um mich nicht wichtig zu machen. Ich schaute mich im Verein um, beobachtete die Abläufe, sammelte Eindrücke. Ich bin im Prozess der Entscheidungsfindung."

Der Mannschaft wurde er natürlich vorgestellt, sie machte auf den Sportdirektor "einen guten Eindruck. Sie will eine Phase des Erfolgs einläuten." Es gelte den achten Tabellenplatz aus den Hirnen zu streichen. "Klar ist, dass es ein Fight wird." Hörtnagl hat sich eine theatralische Ansprache erspart, er vertraut da auf Trainer Peter Pacult. "Er findet die richtigen Worte."

Die ersten Transfers wurden abgewickelt, Hörtnagl trifft daran maximal eine Teilschuld, die Kontakte wurden vor seinem Engagement geknüpft. Der 26-jährige Serbe Branko Boskovic, der künftig dem Nationalteam von Montenegro dienen möchte, bekam einen Vertrag bis Saisonende. Zweimal und für jeweils fünf Tage hat er bei Rapid mittrainiert, das genügte, um Pacult zu überzeugen. Boskovic hat seit neun Monaten kein Match bestritten, er war in Frankreich bei Troyes tätig. Weshalb er dort gescheitert ist, erklärte der offensive Mittelfeldmann mit einem angeblich tollen linken Fuß (soll nicht heißen, dass der rechte nur dem Halten des Gleichgewichts dient) so: "In zwei Jahren gab es fünf Trainerwechsel." Mit Dejan Savicevic ist er befreundet, der hat ihm Rapids Adresse gesteckt. "Wenn ein Savicevic hier war, muss es ein großer Verein sein. Die Bedingungen sind gut. Ich werde alles geben und mich durchsetzten."

Der kleine Drazan

Hörtnagl hält das Risiko bei Boskovic für gering. "Es muss kurzfristige und langfristige Planungen gegeben. Da kann man keine allgemein gültigen Regeln aufstellen. Junge Spieler sollte man aber länger binden." Christopher Drazan, der 16-jährige Bub des Ex-Austrianers und Ist-Vienna-Trainers Fritz, wurde der Admira weggenommen, die bekam rund 4500 Euro Ausbildungsentschädigung. Christopher soll ein echtes Versprechen sein, angeblich sind zehn Vereine hinter ihm her gewesen. Da Minderjährige keine Verträge unterzeichnen sollen und auch dürfen, hat das der Papa erledigt. Fritz Drazan: "Auch der Hamburger SV wollte ihn. Aber es war großartig, wie sehr sich Hörtnagl und Pacult um uns bemüht haben."

Der junge Kavlak

Der seit zwei Monaten volljährige Veli Kavalk hat sich ohne Papa bis 2011 gebunden. Hörtnagl will den Begriff "österreichischer Weg" nicht strapazieren. "Wir leben in einer Zeit, in der die Grenzen offen sind. Das Wort Ausländer lehne ich ab. Ein waschechter Rapidler kann auch aus Deutschland kommen, siehe Steffen Hofmann. Auf die Mischung kommt es an."

Und irgendwann wird Alfred Hörtnagl an einem Prominentenkickerl mitwirken. "Im Fußball geht das schnell." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 8.1. 2007)