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Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Wien - Horror-Szenarien finden nicht statt: Der mögliche Klimawandel hat natürlich Auswirkungen auch auf die Häufigkeit bestimmter Krankheiten. Die Erderwärmung könnte klassische Tropenkrankheiten auch in Regionen bringen, die bisher davon verschont waren. Für Österreich gibt es aber dafür kaum eine Gefahr, erklärte Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität in Wien. Am ehesten könnte es noch Probleme mit Zoonosen, also von Tier auf Mensch übertragbaren Erkrankungen, geben, meinte er. Dazu zählt die FSME. Wärme macht die Zecken aktiver.

Nüchterne Sicht

Während in manchen Medien in Deutschland bereits die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber als Möglichkeit kolportiert wird, sieht Kollaritsch die Angelegenheit für Österreich nüchterner: "Bei der Malaria sind drei Faktoren Ausschlag gebend. Wärmere Durchschnittstemperaturen, Mücken, welche die Erreger übertragen können, und ein Pool an infizierten Menschen."

Fehlende Malaria-Erreger

Nun möge es zwar zu höheren Jahres-Durchschnittstemperaturen kommen, doch Österreich gehen derzeit die "richtigen" Anopheles-Mücken ab, welche die Malaria tropica-Erreger - von Mensch zu Mensch - übertragen könnten. In Österreich gibt es zwar eine Anopheles-Art, die zur Übertragung der ungefährlichen Malaria tertiana befähigt wäre, aber es fehlt an den Erregern.

Hier greift der wichtigste Faktor ein: Wo es keine mit Malaria (tropica) Infizierten gibt, gibt es auch keine Übertragung. Kollaritsch: "Wenn jemand in Österreich die Malaria bekäme, wird er behandelt." Dann ist es aus mit der Möglichkeit einer weiteren Übertragung. Das selbe gilt übrigens auch für das Dengue-Fieber. Die Situation in den ärmsten Ländern der Welt in Schwarzafrika oder in den Staaten Südostasiens ist - Klimawandel hin oder her - nicht mit jener in Österreich zu vergleichen.

Allerdings, nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Österreich regional ein bis zwei Jahre Malaria-Zyklen: In den großen Auffanglagern für die Soldaten der Deutschen Wehrmacht bei Wien und in der Steiermark kursierte die Krankheit, weil so viele im Rahmen der Kriegshandlungen in Afrika infiziert worden waren.

Krankheiten aus dem Tierreich

Am ehesten könnten wärmere Temperaturen laut Kollaritsch die Verbreitung von Zoonosen, also von Krankheiten, die aus dem Tierreich kommen, fördern. Da ist an erster Stelle in Österreich die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) zu nennen. Kollaritsch: "Wenn die Zecken oder andere Überträger bessere Bedingungen vorfinden, kann das zu mehr Erkrankungen führen." Das ist längst bekannt: Je früher der Frühling kommt, desto früher werden auch die Zecken aktiv. Das schlägt sich dann in mehr FSME-Patienten nieder. Dagegen schützt allerdings die Impfung zuverlässig. (APA)