Washington - In den 1970er-Jahren startete die Nasa mit dem Viking-Programm den ersten Versuch, um auf dem Mars nach Leben zu suchen. Die beiden Raumsonden fanden auf dem roten Planeten keinerlei Spur davon.

Möglicherweise lag dies daran, dass die Sonden nur nach Leben suchten, wie es auf der Erde anzutreffen ist, schreibt der Geologie-Professor Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University in seiner Studie, die er am vergangenen Sonntag auf einem Treffen der American Astronomical Society vorstellte.

Wesen aus Wasser und Wasserstoffperoxid

Auf der Erde sind Körperzellen mit Salzwasser gefüllt, der Mensch besteht zu 70 Prozent daraus. Aufgrund der eisigen und trockenen Bedingungen auf dem Mars ist es aber durchaus möglich, dass dort Lebewesen eher eine Mischung aus Wasser und Wasserstoffperoxid (H2O2) in den Zellen aufweisen, das auch bei extrem niedrigen Temperaturen flüssig bleibt.

Solche Mikroben hätte die damalige Mission mit ihren Experimenten an Bord aber nicht erkennen können, im Gegenteil. So bestand ein Experiment darin, Wasser auf die Marsoberfläche zu gießen, was die Mikroben ertränkt hätte, denn sie nehmen nur Wasserdampf aus der Umgebungsluft auf. Andere Experimente erwärmten die Erde, was jedoch mögliche Mikroben überhitzt und abgetötet hätte.

"Die Forschung hatte zu dieser Zeit nicht die geringste Ahnung über die Umweltbedingungen auf dem Mars", meint Schulze-Makuch. Der Geologe behauptet zwar nicht, dass es solches Leben auf dem Mars gibt - aber angesichts der Umweltbedingungen und der Evolutionstheorie "würde es durchaus Sinn machen". Auch auf der Erde konnten Forscher in den vergangenen Jahren Lebewesen in extrem heißen oder sauren Umgebungen finden, die bislang als extrem lebensfeindlich galten.

Finden wonach man sucht

"Das Problem in der Wissenschaft ist oft, dass man nur das findet, wonach man sucht", sagt auch Katherine Freeman, die sich an der Penn State University mit dem Thema beschäftigt und meint, dass Forscher sich zu sehr auf die Erde konzentrieren, wenn sie nach außerirdischem Leben suchen.

Immerhin: aufgrund Schulze-Makuchs Studie haben Nasa-Offizielle bereits angedeutet, dass ein zusätzliches Experiment auf der im Sommer 2007 startenden Mars-Mission die neue These überprüfen könnte. (Andreas Grote/DER STANDARD, Printausgabe, 10. Jänner 2007)