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In Österreich ist der Fall noch nicht eingetreten, dass ein Spital "Poliklinik der Hölle" genannt wird.

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In Italiens Spitälern wird gespart und das auf Kosten der Patienten, wie ein Journalist der italienischen Zeitung L'espresso in verdeckter Recherche in einem großen Krankenhaus in Rom herausgefunden hat. Das Spital sei übervoll und bis in den Operationssaal dreckig - das erkläre, warum über 7000 Patienten wegen mangelnder Hygiene in ihren Klinikbetten stürben. Dem österreichischen Gesundheitsministerium ist kein derartiger Fall bekannt.

Im Krankenanstaltengesetz sei festgelegt, dass jedes Krankenhaus ein Hygieneteam mit zuständigem Arzt und Pflegepersonal haben muss, sagte Susanne Drapalik, Leiterin der Stabstelle Sofortmaßnahmen des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Über die allgemeinen Standards hinaus gibt es in den speziellen Bereichen zusätzliche Bestimmungen. Dass sich Ärzte nach jeder Behandlung die Hände waschen, ist in den hiesigen Spitälern Usus und nach den geltenden Hygienebestimmungen nach der Behandlung aller Patienten nötig, egal, ob diese infektiös seien oder nicht, sagte Drapalik. "Hygienevorschriften sind ein Automatismus". Es sei in Österreich nicht vorstellbar, dass ein Arzt in der gleichen Montur im OP wie in der Ambulanz stehe, sagte Drapalik.

Schmutzige Hände

In Italien wäscht sich laut einer internationalen Fachzeitschrift nicht einmal die Hälfte der Ärzte vor der Behandlung die Hände (Quelle: euronews.net). Die italienische Gesundheitsministerin Livia Turco hat nach dem breitenwirksamen Zeitungsbericht mit den plakativen Titeln "Policlinico Inferno" ("Poliklinik der Hölle") und "Policlinico degli orrori" ("Poliklinik des Horrors") angekündigt, in allen Spitälern Italiens Kontrollmaßnahmen durchzuführen.

Wiens Patientenanwalt Walter Dohr ist "skeptisch", wenn er Berichte wie den aus Italien liest, denn jedes Krankenhaus sei wegen der resistent gewordenen Keime eine "Infektionshölle". Doch das sei weltweit normal. Zehn Beschwerden bezüglich Nicht-einhaltung der Hygienevorschriften in Spitälern und sieben bis acht in Ordinationen erhalte die Anwaltschaft jährlich, sagte Dohr. (mil/DER STANDARD-Printausgabe, 09.01.2007)