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Foto: Reuters/Balogh

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Grafik: APA
Moskau - Im Ölkonflikt zwischen Weißrussland und Russland wurde am Dienstag offensichtlich, dass sich beide Seiten in einer Sackgasse befinden. Eine weißrussische Delegation war mit einem Kompromissvorschlag zu Verhandlungen nach Moskau gekommen. Das dortige Wirtschaftsministerium knüpfte jedoch seine Verhandlungsbereitschaft an die Bedingung, dass Weißrussland zuvor die Anfang Jänner eingeführte Transitgebühr (34 Euro/Tonne Öl) aufhebt. Unbeschadet dessen ist der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren abgesackt.

Ein Fass (159 Liter) leichten US-Rohöls, das im Sommer noch 78 Dollar wert war, kostete Dienstagnachmittag 54,03 Dollar, die Nordsee-Sorte Brent 53,74 Dollar. Der Grund liegt in den anhaltend milden Temperaturen im wichtigsten Absatzmarkt USA, wo die Nachfrage nach Heizöl ein Drittel unter dem für diese Jahreszeit normalen Wert liegt. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sucht nach eigenem Bekunden Möglichkeiten, den Preisverfall zu stoppen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hielt am Dienstag eine Krisensitzung ab und verschärfte den Ton. Seine Regierung forderte er auf, eine Konfliktlösung auszuarbeiten und die Interessen europäischer Abnehmer zu wahren. Andererseits verlangte er Maßnahmen zum Schutz der nationalen Ökonomie. Im Klartext sprach er von über sieben Milliarden Dollar, die Russland durch seine Billiggas- und Billigöllieferungen nach Weißrussland jährlich verliert. Außerdem regte er Gespräche mit russischen Ölfirmen an, die Produktion wegen der Transitprobleme zu kürzen, um so Verluste aufgrund der beschränkten Verarbeitungskapazität in Russland selbst zu minimieren. Beobachter sehen darin Anzeichen, dass Moskau sich auf einen längeren Energiestreit einstellt.

Unter den westlichen Abnehmern machte sich Unruhe und Unmut breit. Am Montag ist die durch Weißrussland führende Pipeline "Druschba", über die ein Drittel der russischen Ölexporte in den Westen fließt, geschlossen und damit die Ölversorgung eingeschränkt worden. Deutschland und Polen hatten keine Lieferungen mehr bekommen, in der Nacht war es in der Slowakei soweit. Auch Ungarn und Tschechien rechnen mit einem Lieferstopp. Österreich bezieht sein russisches Erdöl über den Hafen Triest und ist vom Ausfall der "Druschba" nicht betroffen. Mit der Schließung der Ölpipeline ohne vorherige Konsultationen stelle Russland seinen Ruf als verlässlicher Energielieferant infrage, sagte die deutsche Bundeskanzlerin und EU-Ratsvorsitzende Angela Merkel. (Eduard Steiner, Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2007)