Wien - Die Wiener Börse begrüßt die Bildung einer neuen Bundesregierung mit den Großparteien SPÖ und ÖVP. Jetzt könnten wieder politische Entscheidungen im Parlament getroffen und umgesetzt werden, wie sie für die Weiterentwicklung des österreichischen Kapitalmarktes notwendig seien. Konkret sprechen sich die beiden Börsenvorstände Michael Buhl und Heinrich Schaller für eine verstärkte Förderung der Aktiensparkultur in Österreich aus. Sie sehen nach wie vor "große Defizite" bei der heimischen Aktiensparquote.

Die neue Regierung solle die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge weiterentwickeln, fordern die Börse-Vorstände am Dienstag in einer ersten Reaktion auf das neue Regierungsprogramm. Gefordert wird die Schaffung einer Variante ohne Kapitalgarantie und die Möglichkeit einer Einmalveranlagung. Diese Erweiterungen könnten neues Potenzial zu den bestehenden 900.000 Verträgen schaffen.

Mitarbeiterbeteiligung

Die Wiener Börse wünscht sich auch eine attraktivere Ausgestaltung der steuerlichen Begünstigungen bei der Mitarbeiterbeteiligung. Eine Verdoppelung des Freibetrages und der Verkürzung der Behaltefrist könnte das "Aktiensparen" in Österreich stärker verankern. In Österreich seien lediglich 17 Prozent des Geldvermögens in Aktien und Investmentzertifikate investiert, der europäische Durchschnitt liegt mit 32 Prozent fast doppelt so hoch.

Mit steuerlichen Maßnahmen könnten auch verstärkt Unternehmen an die Wiener Börse gebracht werden. Dazu gehöre insbesondere die Abschaffung der einprozentigen Gesellschaftssteuer. Ein Vorbild könnte auch die staatliche Begünstigung von Börsegängen - wie in Ungarn - sein. Eine Förderung der Kosten eines Börsegangs würde positive Signale für die Eigenkapitalfinanzierung setzen, so die Börse-Vorstände.

Volkswirtschaftlicher Impulsgeber

Der Wiener Börse komme als Motor des heimischen Kapitalmarkts eine starke Rolle als volkswirtschaftlichem Impulsgeber zu. Eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) bestätige einen Zusammenhang zwischen der starken Börse-Performance mit Wachstum und Beschäftigung in Österreich. Demnach habe die Vervierfachung der Handelsumsätze von 2003 bis 2005 0,3 Prozent zum inländischen Bruttoinlandsprodukt beigetragen. (APA)