Madrid - Trotz des Anschlags von Madrid vor zehn Tagen will die baskische Untergrundorganisation ETA an dem im März 2006 ausgerufenen Waffenstillstand festhalten. In einer Mitteilung an die baskische Zeitung "Gara" bekannte sich die ETA am Dienstag erstmals offiziell zu dem Anschlag auf den Flughafen der spanischen Hauptstadt, bei dem am 30. Dezember zwei Menschen getötet und 19 verletzt worden waren. Opfer seien nicht vorgesehen gewesen, hieß es seitens der ETA.

Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba sagte in einer ersten Reaktion, er sehe derzeit keine Dialogmöglichkeit mit der Organisation, die für eine Unabhängigkeit des Baskenlandes kämpft. Die Polizei nahm in Südfrankreich zwei mutmaßliche ETA-Mitglieder fest.

"Prozess verstärken und vorantreiben"

In der auf Baskisch verfassten Erklärung, die von der Online-Ausgabe von "Gara" in voller Länge veröffentlicht wurde, bekräftigt die ETA ihren "deutlichen Willen, den (Dialog-)Prozess zu verstärken und voranzutreiben". ETA nutzt "Gara" regelmäßig für ihre Bekanntmachungen. Sollte der spanische Staat seine Angriffe auf das Baskenland jedoch fortsetzen, sei die ETA "fest entschlossen zu antworten". Bei dem Anschlag auf den Flughafen hätten keine Menschen getroffen werden sollen, hieß es in der Erklärung weiter mit dem Hinweis auf die Stunde Vorwarnzeit.

Um Opfer zu vermeiden, habe man in drei Telefonanrufen vor dem Sprengsatz gewarnt, hieß es. Die Bombe war in einem Auto deponiert und explodiert, als die Polizei das Fahrzeug auf einem Parkdeck gerade ausfindig gemacht hatte. Die beiden Opfer - zwei junge Männer aus Ecuador - hatten in der Nähe in ihrem Auto geschlafen. Es waren die ersten Toten bei einem ETA-Anschlag seit Mai 2003. 19 weitere Menschen wurden verletzt

Vorwürfe gegen Regierung

Zudem machte die Organisation die spanische Regierung für den Zusammenbruch des Friedensprozesses verantwortlich, der in den vergangenen Monaten in Gang gekommen war. Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba (Sozialisten/PSOE) sagte als Reaktion darauf, ein Ende der Gewalt sei die einzige Option der Separatisten. Zuvor war Rubalcaba mit den Fraktionschefs im spanischen Parlament zusammengetroffen, um eine gemeinsame Strategie gegen die ETA festzulegen.

Zu der ETA-Erklärung wollte der Minister noch keine ausführliche Stellungnahme abgeben. In einem Interview mit der Zeitung "New York Times" (Dienstagausgabe) sprach Rubalcaba der ETA jede Glaubwürdigkeit ab. "Wenn sie das nächste Mal einen Waffenstillstand wollen, wird die ganze Welt sagen 'einen Waffenstillstand wie den von Barajas'", sagte der Innenminister in Anspielung auf den Flughafen Madrid-Barajas. Die Regierung hatte als Reaktion auf den Anschlag den am 24. März vergangenen Jahres begonnenen Waffenstillstand als beendet angesehen.

Zwei Festnahmen

Wie das spanische Innenministerium mitteilte, wurden die beiden mutmaßlichen ETA-Mitglieder im Morgengrauen nahe der Ortschaft Ascain im südfranzösischen Département Pyrénées-Atlantiques festgenommen. Dabei sei "mindestens eine Waffe" sichergestellt worden. Einer der Festgenommenen werde verdächtigt, große Mengen Sprengstoff versteckt zu haben, die Ende Dezember und Anfang Jänner im spanischen Baskenland gefunden worden waren. Zeitungsberichten zufolge vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen den Sprengstofffunden und dem Flughafen-Anschlag aus. Dies war offiziell aber nicht bestätigt worden.

Der Name des einen Mannes wurde von dem Ministerium mit Asier Larrinaga Rodriguez angegeben. Die Identität des zweiten Mannes werde noch überprüft. Laut dem TV-Sender Telecinco handelt es sich um Garikoitz Etxeberria. Beide sollen der Polizei bisher nicht als ETA-Mitglieder oder Unterstützer bekannt gewesen sein. (APA/Reuters)