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Helga Kromp-Kolb: "Wenn Sie jetzt mit ihrer Großmutter darüber sprechen, wie warm es heuer ist, wird sie wahrscheinlich davon erzählen, dass es schon einmal so einen Jänner gab, in dem sie in der Sonne liegen konnte."

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Wien - Ein milder Winter macht noch keinen Klimawandel: Dass die heurige Skisaison sprichwörtlich ins Wasser gefallen ist, reicht noch nicht als Beweis dafür, dass die Erderwärmung nun endgültig entfesselt ist, sagen die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und der Meterologe Reinhard Böhm. Einzelne Ausreißer seien in unseren Breiten normal, erst eine Serie warmer Winter würde zeigen, dass der Treibhauseffekt zum Tragen kommt. Eine langfristige Erwärmung ist global dennoch feststellbar.

"Unsere Breiten sind von einer hohen Variabilität im Klima geprägt", erklärte Kromp-Kolb. Immer wieder komme es so zu ungewöhnlichen Zuständen in den jeweiligen Jahreszeiten: "Wenn Sie jetzt mit ihrer Großmutter darüber sprechen, wie warm es heuer ist, wird sie wahrscheinlich davon erzählen, dass es schon einmal so einen Jänner gab, in dem sie in der Sonne liegen konnte."

"Ein Einzelereignis kann dafür nie als Beweis dienen"

Der Klimawandel stelle eine langfristige Entwicklung "über Jahrzehnte und Jahrhunderte" dar, betonte die Wissenschafterin. "Ein Einzelereignis kann dafür nie als Beweis dienen." Ebenso wenig wie vom heurigen Winter ließen sich von einer starken Hurrikansaison oder Hochwasserkatastrophen darauf Rückschlüsse ziehen, sagte Kromp-Kolb.

Dass die Erderwärmung stattfindet, sei jedoch unbestritten: In den vergangenen 150 Jahren - jener Zeitraum, in dem verlässliche Daten vorliegen - seien die Temperaturen auf dem Planeten um etwa 0,7 Grad gestiegen. In Österreich betrage die Steigerung sogar zwischen 1,8 und zwei Grad. Besonders stark stiegen die Temperaturen in den vergangenen 40 Jahren: Etwa die Hälfte der Zunahme entfalle auf diese Zeit, so Kromp-Kolb. "Insgesamt nimmt die Temperatur zu. Auch im Sommer."

"Der heurige Winter ist ja noch nicht gelaufen"

Auch Reinhard Böhm von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betont, dass die bisher warme Saison noch nicht auf den Klimawandel hinweist. Dass sich die Erde erwärme, werde über "große, langfristige Zirkulationsmodelle" berechnet: "Eine einzelne Jahreszeit sagt noch nichts aus über den langfristigen Trend." Zudem sei ja der vergangene Winter in vielen Regionen sehr schneereich gewesen, und: "Der heurige Winter ist ja noch nicht gelaufen", dass es richtig kalt wird, sei nicht ausgeschlossen. (APA)