Der neue ORF-Magazinchef Johannes Fischer plant "eine ganze Reihe von neuen Formaten", sagte er kurz nach seiner Bestellung am Mittwoch zur APA. Als Stellvertreter wünscht er sich den bisherigen "Am Schauplatz"-Leiter Christian Schüller. Der soll außerdem für die neue Reportageleiste am Freitagabend verantwortlich zeichnen. Peter Resetarits soll die Leitung für Servicesendungen und vor allem die Sendungsverantwortung für das unter dem Arbeitstitel "Österreichforum" geplante neue Bürgerformat übernehmen.

Das für Fischer umfangreichste neue Projekt ist dieses Bürgerforum, das zehn Mal jährlich im Mittwoch-Hauptabendprogramm ausgestrahlt werden soll. "Es soll eine große Bürger-Diskussionssendung vor Ort werden", erklärte Fischer. Zu Wort kommen Österreicher, möglichst keine Politiker oder Experten, mit denen aktuelle Probleme beziehungsweise Anliegen debattiert werden sollen. "Es soll das Forum in der Res Publica werden", so Fischer. Für die Moderation hofft er Barbara Stöckl an Bord zu holen.

"Großer Ergeiz", etwas "Neues" erfinden zu wollen

Was das für 18.00 Uhr auf ORF 1 geplante Infotainment- und Lifestyle-Magazin angeht, kündigte der neue Magazinchef "großen Ehrgeiz" an, etwas "Neues" erfinden zu wollen. Er will kein besseres "Explosiv" oder "Taff", sondern ein neues Informations- und Unterhaltungsformat für die Zielgruppe der zwölf bis 49-Jährigen sein, mit dem besonderen Schwerpunkt: Frauen.

Den "Schauplatz" (bisher Dienstag 22.30 Uhr) wird es nicht mehr geben. Eine Nachfolgesendung soll Christian Schüller nach dem Vorbild von "Schauplatz Extra" für den Freitagabend kreieren. "Mit dem alleine werden wir allerdings die Leiste nicht voll kriegen. Es müssen auch weitere Formate entwickelt werden", erklärte Fischer. Die Planung sei derzeit allerdings noch "auf dem Stand Null", sagte er und bat um Geduld.

Besonderer Stellenwert für Information

Zur Zukunft einzelner Mitarbeiter, etwa die des ORF-"Report"-Leiters Gerhard Jelinek, der sich nach APA-Informationen ebenfalls um den Posten des Magazinchefs beworben und vom Redakteursrat mit einer Stimme bedacht wurde, wollte sich Fischer nicht äußern: "Eventuelle Veränderungen richte ich meinen Kollegen sicher nicht über die Medien aus." Er behalte sich aber vor, als Hauptabteilungsleiter Sendungen neu zu positionieren, fügte er hinzu.

Auf seinen neuen Job, den er am Montag antreten wird, freut sich der 61-Jährige jedenfalls. Besonders zufrieden ist er "mit der Tatsache, dass die Information als öffentlich-rechtliche Kernkompetenz wieder wertvoll geworden ist. Das war in den letzten Jahren nicht so. Oberhauser und Wrabetz wollen ihr aber wieder einen besonderen Stellenwert zukommen lassen. Das freut mich besonders."

Rot-grüner Anarchist, Feindbild

Interventionen seitens der Politik befürchtet der neue Magazinchef übrigens nicht. Sollte es, etwa beim Report, doch welche geben, "wird sie der Informationsdirektor gemeinsam mit mir abwenden und ignorieren". Angesprochen auf seine eigene politische Ausrichtung meinte Fischer: "Die Partei, die mich für sich vereinnahmt gibt es nicht, was nicht unangenehm ist. Für Leute aus der SPÖ bin ich ein rot-grüner Anarchist - für die aus der ÖVP eigentlich auch. Für die FPÖ bin ich überhaupt ein Feindbild." Daraus, dass sein Herz seit den Ereignissen von Zwentendorf in den 80ern "auf der Ökologieseite schlägt", macht er indes keinen Hehl: "Ich bin ein Mensch, der sich ökologischen Ideen verpflichtet fühlt." (APA)