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Kein "g'führiger" Schnee, dafür sattes Grün.

Foto: APA/Uwe Zucchi

Linz – Die kleine Böhmerwald-Gemeinde Schwarzenberg im oberen Mühlviertel ist trotz der ungewöhnlich warmen Außentemperaturen tief verschneit. Zumindest in der Cyber-Welt. Auf der Gemeinde-Homepage wird zu einem "Winterurlaub im tiefverschneiten Böhmerwald" geladen und die "Schneesicherheit durch Beschneiungsanlagen" garantiert. Ein realer Blick auf die Pisten am Hochficht lässt eher Frühlingsgefühle hochkommen. Dauerregen und der aufkommende Föhn haben die ohnehin nur zart beschneiten Pisten endgültig zum Sicherheitsrisiko werden lassen, seit Mittwoch früh heißt es im beliebten Mühlviertler Skigebiet "rien ne va plus".

Man habe die Anlage aus "betriebswirtschaftlichen Gründen" abgestellt, hadert Richard Brillinger, Geschäftsführer der Hochficht Bergbahnen GmbH, im Standard-Gespräch mit dem Grün auf dem Hausberg. Ruhig bleiben sei aber das Gebot der (warmen) Stunde. "Was soll ich tun. Auch wenn ich mich jetzt jeden Tag selbst geißle, wird's wahrscheinlich auch nicht kälter, sagt Brillinger. Interesse an mehr Weiß am Hochficht dürfte im Übrigen auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel haben. Dessen Vereinigte Bergbahnen GesmbH ist neben dem Prämonstratenser Chorherrenstift Schlägl Hälfteeigentümer der Aufstiegshilfen auf den Hochficht.

Aufholjagd ab Februar

Erst elf Tage waren die Lifte in der heurigen Saison in Betrieb. Zum Vergleich: In der Saison 2006/2007 konnte man von November bis Anfang Jänner bereits 30 Tage verbuchen. Schneebedingte Unterbrechungen gab es aber auch im Vorjahr. Anfang Jänner flockte es so stark, dass knickende Bäume die Wintersportler bedrohten. Straßen, Pisten und Loipen mussten kurzfristig gesperrt werden. Am Hochficht bleibt man trotz Schnee-Armut optimistisch: "Wenn es im Februar und März ordentlich Schnee hat, lässt sich noch einiges aufholen", hofft Brillinger.

Bei Schneemangel keine Alternativen

Schneemangel-_Alternativen zum Skisport gebe es aber prinzipiell keine. "Schlittenfahrten, Eisstockschießen oder Langlaufen sind Tourismus-Nischen, die zusätzlich zum Ski-Spaß konsumiert werden. Extra auf Urlaub fährt deswegen keiner", so der Herr der Lifte. Stornierungen sind aber bis dato in den Pensionen ausgeblieben. "Derzeit merken wir noch nichts. Stichtag ist der 31. Jänner. Wenn's bis da keinen Schnee hat, bleiben die Semesterferien-Urlauber daheim", bangt Böhmerwald-Tourismuschef Reinhold List. Künftig setzt man in der Region übrigens auf mehr Wetterunabhängigkeit. "Wir wollen uns verstärkt auch als ganzjährige Wander-Destination präsentieren", so List.

Forscher beruhigen

Vielleicht wären da doch Schneeschuhe angebracht, denn zumindest Klimaforscher beruhigen. Einzelne "Ausreißer" seien normal und noch kein Beweis für eine Erd-erwärmung. Erst eine Serie warmer Winter würde zeigen, dass der Treibhauseffekt zum Tragen komme, ist die Wie-_ner Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb überzeugt. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 11.1.2007)