Die Chancen, seiner Katastrophenpräsidentschaft damit im letzten Viertel doch noch einen Drall ins Positive zu geben, stehen allerdings schlecht.
In seiner Rede, deren wichtigste Inhalte im Vorfeld durchgesickert sind, wollte Bush Wirtschaftshilfe in Höhe von einer Milliarde Dollar ankündigen sowie einen - in den vergangenen Tagen viel kommentierten - "surge", eine temporäre Verstärkung der US-Militärpräsenz. Das 140.000 Mann starke Truppenkontingent soll auf 160.000 Mann aufgestockt werden - was angesichts des Umstands, dass zu einer flächendeckenden Befriedung des Landes eine halbe Million Soldaten nötig wäre, ein Tropfen auf einen heißen Stein ist.
Aber Bush hat nicht viele Optionen - genauer gesagt drei, die im Militärjargon als "Go long", "Go home" und "Go big" bekannt sind. Endlos auf dem gegenwärtigen Stand weiterzuwursteln ("Go long"), ergibt keinen Sinn. Ein Abzug ("Go home") würde das Chaos im Irak weiter anfachen, mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Region. Eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung der US-Truppen ("Go big"), mit der sich die Ruhe im Land - vielleicht - gewaltsam erzwingen ließe, ist für Bush weder politisch noch militärisch machbar. Das fatale Erbe seines Ex-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, der diesen Krieg mit unzureichenden Mitteln in Angriff genommen hat, wird Bush nicht mehr los.
Um sich wenigstens keine Untätigkeit vorwerfen lassen zu müssen, versucht es Bush nun mit einer Strategie des Ein-wenig-Mehr: Go a little bigger. Aber auch die Kosten dieser halbherzigen Strategie sind enorm. Im Irak selbst könnte der in den vergangenen Wochen konsequent aufgebaute Druck der Amerikaner auf die Regierung Maliki, mehr zur Verringerung der sektiererischen Gewalt beizutragen, wieder schwinden und Extremisten wie Muktada al Sadr könnten Auftrieb bekommen.