Johann Nepomuk Hofzinser
Die Wiener Gesellschaft hatte vor 150 Jahren die Gelegenheit, der Kunst der freundlichen Täuschung zu frönen, und zwar im Zaubersalon Hofzinser in der Wollzeile. Unweit vom heutigen Tafelspitz-Gourmet Plachutta lud der Zauberkünstler Johann Nepomuk Hofzinser in den Wintermonaten drei- bis viermal in der Woche zur "Stunde der Täuschung". Mit seinen Kartentricks und seiner Fingerfertigkeit verblüffte er die Zuschauer aus nächster Nähe und war somit der "Vorläufer aller Close-up- und Tischzauberkünstler der Jetztzeit", sagt Magic Christian, einer der bekanntesten Zauberer Österreichs. Am Mittwochabend lud er mit Bürgermeister Michael Häupl ins Rathaus, um Hofzinsers Werk zu gedenken.
Beamter im Finanzministerium
In den USA gibt es kein Zauberbuch, in dem Hofzinsers Name nicht ehrfurchtsvoll erwähnt wurde. 1809 als Sohn eines Seiden- und Kurzwarenhändlers geboren, begann er in seiner Jugend zu zaubern und war 1828 als Zeitungskritiker, Feuilletonist und Zauberkünstler tätig. Bevor er sich aber ganz der Magie verschrieb, verdiente er sein Brot als mittlerer Beamter im Finanzministerium. In dieser Zeit eröffnete er mit seiner Frau Wilhelmine den Zaubersalon auf der Wollzeile 789 (heute Nummer 38). Nach seiner Pensionierung 1865 bereiste Hofzinser den deutschsprachigen Raum und trat unter dem Namen Dr. Hofzinser in Teilen der österreichisch-ungarischen Monarchie in Kurorten auf. 1875 verstarb er schließlich in Wien. Dem breiten Publikum ist Hofzinser kaum bekannt, nur die Hofzinsergasse im 16. Bezirk erinnert noch an ihn.
Hokuspokus
Die Zauberkunst wird in Österreich unterbewertet, bedauert Magic Christian. "Dabei ist sie die einzige Unterhaltungsform, die zum Denken anregt und nicht leicht reproduzierbar ist". "Die Leute lieben das", doch das österreichische Fernsehen befinde sich diesbezüglich im Dornröschenschlaf. Während es in Japan, Italien, Frankreich, England und den USA "x Zaubersendungen gibt", scheinen die heimischen TV-Macher zu zaudern.
"Was ich liebe, ist, mit dem Publikum zu arbeiten", schwärmt der Magier: "Der Blick ist das Kunststück." Das Spiel eines Zauberkünstlers ist ein psychologisches. Der Zuschauer wird manipuliert und in den Bann gezogen. Der Ausdruck "Hokuspokus" (womöglich aus dem Italienischen: occhi = Auge, bocca = Mund) ist kein Zufall: Sperrt die Augen auf und schaut, was der Mund euch sagt.
Nachwuchs