Wien - Auf Claudia Schmied, die SPÖ-Unterrichtsministerin, mit der niemand gerechnet hatte, warten, da sie auch für Kunst und Kultur zuständig ist, gleich große Aufgaben: Die Kulturmanager und -macher erwarten, selbst wenn das Regierungsprogramm nichts verspricht, eine deutliche Anhebung der Subventionen.

Der Bedarf der Bundestheater liegt bei zehn Millionen, jener der Bundesmuseen sogar bei deren 20. Auch die Zuwendung des Staates für die Salzburger Festspiele stagniert seit einem Jahrzehnt. Und Wiens Kulturstadtrat hofft, dass all jene Kürzungen, die ÖVP-Kunststaatssekretär Franz Morak vorgenommen hat, rasch rückgängig gemacht werden.

Es ist daher nur all zu logisch, dass es sich keiner mit Schmied verscherzen will. Ganz im Gegenteil: Wer sie nicht kennt (wie Viennale-Intendant Hans Hurch), versagt sich einen Kommentar. Oder er antwortet äußerst diplomatisch: Burgtheaterchef Klaus Bachler, der sie kenne, halte die Entscheidung für eine sehr gute, sagte Staatsoperndirektor Ioan Holender. Dem schließe er sich gerne an, schließlich sei es kein Kriterium für gute und kompetente Arbeit, ob jemand bekannt sei oder nicht.

Wer aber Schmied kennt, der gerät geradezu ins Schwärmen. Helga Rabl-Stadler zum Beispiel, die bürgerliche Präsidentin der Salzburger Festspiele, erinnert sich gut an die Jahre 1998/99, als Schmied als Vertreterin des Finanzministeriums im Kuratorium saß: "Sie ist eine sachlich ungeheuer beschlagene Frau, die durchaus auch unangenehme Fragen gestellt hat. Aber sie hat uns immer geholfen, das notwendige Geld für die Kunst zu bekommen!" Zudem habe Schmied "eine echte Leidenschaft für die Kunst: Sie kommt jedes Jahr nach Salzburg, nicht nur zu den Sommerspielen, auch zu Pfingsten und zur Mozartwoche."

Ähnlich äußert sich Georg Springer, Chef der Bundestheaterholding: "Schmied war fünf Jahre im Aufsichtsrat der Theaterservice GmbH. Sie ist sehr kompetent, sehr tough und auch an künstlerischen Fragen hoch interessiert." Nachsatz: "Ich gehe davon aus, dass wir die benötigten zehn Millionen bekommen."

Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina, fragt sich zwar, wie "der Alfred" auf Claudia Schmied gekommen ist, deren Bestellung aber sei "ausgezeichnet". Die Kommunalkreditbank, für die Schmied arbeitete, pflege eine Jahrespartnerschaft mit der Albertina. Die Neo-Ministerin sei zu jeder Ausstellungseröffnung gekommen - "nicht nur der Repräsentation wegen, sondern auch aus Interesse". Schröder hält einen Vergleich mit Rudolf Scholten, dem legendären Kunstminister der 90er-Jahre, für durchaus angebracht: "Auch er kam aus der Finanzdienstleistung, auch er war ein Quereinsteiger." Nachsatz: "Ich gehe davon aus, dass die Anhebung der Basisabgeltung kommt."

Der Autor Robert Menasse hingegen erwartet sich von Schmied nichts - "wie von jedem anderem auch, der sein Amt unter der Preisgabe aller Wahlversprechen antritt".

Es sei schon klar, dass es in einer Koalition Kompromisse geben müsse. "Es wurde aber alles aufgegeben, was die SPÖ zur stimmenstärksten Partei gemacht hat." Bedenklich stimme ihn, dass sich Gusenbauers Mannschaft nun mit den gleichen Floskeln und Stehsätzen rechtfertige müsse, wie sie die Regierung unter Beteiligung der Freiheitlichen im Jahr 2000 absonderte. "Es wird daher auch nicht viel anderes herauskommen." (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.1.2007)