"Auch jene, die ihre Reise im Netz organisieren, greifen gern auf Marken zurück, denen sie vertrauen", meint Reinhard Kotzaurek, Vorstand im Vertrieb & Marketing bei Neckermann Reisen Österreich. Darin sieht er die Chance für die etablierten Veranstalter, die den Kunden Sicherheit und Unterstützung im Fall von Reklamationen bieten könnten. Aber auch er unterstreicht, dass die Pauschalreise nicht mehr funktionieren könne wie vor 20 Jahren. "Mit bloßen Point-to-point-Flügen sowie unflexiblen Aufenthaltsdauern kann man heute keine Punkte mehr machen." Das bedeute aber nicht das Ende der Pauschalreise: "Für uns handelt es sich um eine Pauschalreise, wenn mindestens zwei Bestandteile einer Reise bei uns gebucht werden."
Die Flexibilität bei der Anreise sieht auch Josef Peterleithner als wichtigen strategischen Ansatz der Veranstalter. Denn die Tendenz zur kürzeren Urlaubsreise, die nicht mehr klassisch 14 Tage dauert, steige: So reisen derzeit knapp ein Drittel zwischen fünf und acht Tagen, etwas über ein Drittel reisen 13 bis 15 Tage. Der Anteil derer, die mehr als 22 Tage reisen, spielt nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Sicher reisen
Das Thema der Reisesicherheit spielt laut Peterleithner zwar eine Rolle, aber die Menschen haben seiner Meinung nach gelernt, mit Krisen und Terroranschlägen umzugehen. "Das ist mittlerweile so ähnlich wie mit dem Stau, den ich akzeptiere, wenn ich auf Urlaub oder zu meinem Arbeitsplatz fahre." Umfragen des Institutes für Freizeit- und Tourismusforschung belegten, dass 97 Prozent der Menschen, die verreisen, sich von Terroranschlägen unbeeindruckt zeigen und ihr Reisevorhaben nicht ändern. Nur jene, die in die betroffenen Regionen fahren, reagierten. Aber auch von diesen fliege die Hälfte wie geplant, nur die andere Hälfte buche um, wenn dies leicht möglich sei. Was können Ferienregionen, die von Krisen direkt betroffen sind, also tun?
Grundsätzlich sei das Thema Sicherheit in den Vordergrund zu rücken, also z. B. bestimmte Sicherheitsvorkehrungen in Hotelanlagen zu unterstreichen. Gegen Selbstmordattentate gäbe es aber keinen wirklichen Schutz.
Martin Sturzlbaum, Vorstandsvorsitzender der Europäischen Reiseversicherung, meint zum Thema Reisesicherheit: "Reisen ist nicht gefährlicher geworden, jedoch steigen wie überall die Kosten. Die Erfahrungen zeigen, dass gemessen an der Anzahl der Versicherten zwar weniger Schadensfälle passiert sind, die Kosten pro Schadensfall aber deutlich steigen. Von Jänner bis Oktober 2006 haben wir über 15,8 Millionen Euro, um rund 20 Prozent mehr als 2005 insgesamt, bezahlt. In zwei Fällen lag die Schadenssumme sogar jeweils über 350.000 Euro." Die meisten Schadensfälle bei 1,75 Millionen Kunden entstünden bei Fernreisen und durch Sportunfälle. Wenn Reisewarnungen nicht beachtet würden, könne aber selbst die beste Versicherung nicht vor persönlichem Schaden schützen. Lösegeldforderungen seien zum Beispiel in keinem Versicherungspaket inkludierbar. Ansonsten müsse man schon grob fahrlässig handeln, damit die Versicherung nicht deckt.
Auch nach Einschätzung des Außenministeriums spielt für die Österreicher bei ihrer Reiseplanung die Sicherheitsfrage eine große Rolle. "Da ein immer größerer Teil der Österreicher über Internet verfügt, wird auch auf die Homepage des Außenministeriums intensiv zugegriffen, und man kann durchaus von einer steigenden Tendenz sprechen", erklärt Gesandter Peter Launsky, Abteilungsleiter im Bürgerservice. Auch bei den Anrufen sei eine zunehmende Tendenz zu verzeichnen. Zirka 500 Menschen rufen täglich im Bürgerservice an, im Krisenfall bis zu doppelt so viele. "Hier ist die Palette weit gestreut. Aufgrund der immer billiger werdenden Reiseangebote auch für Fernreisen geht es einerseits um Reise-, Sicherheits-, und Einreiseinformationen. Auf der anderen Seite kümmert sich das Bürgerservice auch um Österreicher, die sich im Ausland in einer Notlage befinden. Da geht es um Hilfe bei Todesfällen, Hilfe bei schweren Unfällen und Erkrankungen, Hilfe bei Festnahme oder Inhaftierung, Hilfe für Opfer von Gewaltverbrechen sowie ihre Rückführung in das Heimatland", erläutert Launsky.