Die aus dem Jahr 1928 stammende Großmarkthalle in Frankfurt/Main...
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...soll in den 500-Millionen-Neubau der EZB-Zentrale integriert werden.
(Foto: Reuters/Grimm)

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Frankfurt/Main - Seit Monaten wird in Frankfurt heftig um den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) gestritten. Ende Jänner wird es ernst: Dann werden die Euro-Banker den Antrag auf Abriss der Annex-Bauten der denkmalgeschützten Großmarkthalle stellen, wie eine EZB-Sprecherin bestätigte. Die aus dem Jahr 1928 stammende Spannbetonhalle wird in den 500-Millionen-Neubau im Ostend integriert, die Anbauten sollen jedoch trotz Einwänden der staatlichen Denkmalschützer verschwinden. Das letzte Wort wird dann der zuständige hessische Kunstminister Udo Corts (CDU) haben.

Bundesweiter Architekten-Protest

Doch noch kontroverser als der Abriss ist das vom Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au entworfene Eingangsbauwerk für die neue EZB: Als Querriegel soll es die Großmarkthalle mit den 184 Meter hohen Doppel-Türmen am Main verbinden. Den gläsernen Container, in dem die EZB auch künftig die Presse über ihre Zinspolitik informieren will, haben bereits vor einem Jahr alle großen Parteien im Frankfurter Stadtparlament abgesegnet. Auch die Denkmalschützer hatten nichts einzuwenden.

Doch nun haben bundesweit Architekten gegen die "Schändung" der vom Architekten Martin Elsässer entworfenen Großmarkthalle protestiert, die als Ikone der Industriearchitektur der 1920er Jahre gilt. Die Halle, die von den Nazis ab Oktober 1941 als Sammelpunkt für die Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder aus Frankfurt und Umgebung genutzt wurde, woran seit 1997 eine Gedenktafel erinnert, und die im Frankfurter Volksmund auch "Gemieskerch" ("Gemüsekirche") genannt wird, steht seit 1984 unter Denkmalschutz.

Zur hoch emotionalen Denkmalschutz-Debatte, die durch den derzeitigen Bürgermeisterwahlkampf in Frankfurt überlagert wird, gibt die EZB keinen Kommentar ab. Die Planungen gingen ganz normal weiter, heißt es. Der Antrag zum Bau für das Projekt soll Ende dieses Jahres gestellt werden. Der erste Spatenstich könnte dann Anfang 2008 erfolgen, für Ende 2011 ist der Umzug geplant.

Diskussion um Altstadt-Erneuerung

Dass viele Frankfurter - angeführt von der Lokalpresse - so heftig für ein unverändertes Gesicht ihrer alten "Gemieskerch" (Gemüsekirche) streiten, hängt auch mit der Wiederentdeckung der Tradition und der Diskussion um die Erneuerung der Frankfurter Altstadt zusammen. Nach den vielen Bausünden der vergangenen Jahrzehnte will die Finanzmetropole - als "amerikanischste" Stadt Deutschlands zum Symbol für eine kalte Hochhaus-Architektur geworden - wieder ihr altes Herz am Römerberg und am Kaiserdom zurückhaben.

Nach dem Willen der Stadt wird am Domplatz das Technische Rathaus - ein riesiger Waschbetonklotz aus dem Jahr 1972 - abgerissen. Die städtischen Beamten sollen Ende des Jahres umquartiert werden. Dann könnten in einer "spannungsgeladenen Mischung aus Vergangenheit und Moderne", wie es Bürgermeisterin Petra Roth (CDU) formulierte, vier durch Kriegsbomben zerstörte Fachwerkbauten wiederaufgebaut werden. SPD-Bürgermeisterkandidat Franz Frey gibt sich noch volksnäher: Er will die Frankfurter selbst entscheiden lassen, ob sie eine weitgehende Rekonstruktion der Altstadt wollen.

Erste Arbeiten am "Opernturm"

Trotz der Nostalgiewelle wird es in der Frankfurter Innenstadt aber auch weiterhin Hochhäuser geben. Bereits seit einigen Wochen laufen die ersten Arbeiten für den Bau des 168 Meter hohen Opernturms - unmittelbar an der Alten Oper gelegen. Gebaut wird der Wolkenkratzer, den die Schweizer Großbank UBS bis 2010 beziehen will, vom Frankfurter Architekten Christoph Mäckler. Höhe und Fassade des Turms, der an einem der schönsten Plätze Frankfurts liegt, sind nicht unumstritten. Ausgerechnet Mäckler gibt sich nun ganz konservativ: Als schärfster Kritiker der EZB-Architekten fordert er einen Verzicht auf bauliche Veränderungen bei der Großmarkthalle.

Zwei neue Hochhäuser - ein 120 und 90 Meter hoher Hotel- und Büroturm - werden in diesem Jahr auch direkt an der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil in den Himmel wachsen. Sie gehören zum Projekt "Frankfurt Hoch Vier", das mit einem Volumen von 800 Millionen Euro zu den teuersten innerstädtischen Entwicklungsvorhaben in Deutschland gehört. Kernstück ist ein neuartiges Einkaufszentrum, das im September 2008 eröffnet werden soll.

Konzept der Rathaus-Koalition

Bis dann soll die angegraute Zeil, eine der umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands, äußerlich aufpoliert werden. Nach jahrelangen Diskussionen haben CDU und Grüne, die seit der Kommunalwahl im März vergangenen Jahres Koalitionspartner im Rathaus sind, ein Konzept dazu vorgelegt. Kernpunkte: Die Fußgängerzone soll in Natursteinen gepflastert werden, vergammelte Gastronomiepavillons sollen durch schönere Lokale ersetzt werden. Vier Millionen Euro sind dafür zunächst einmal von Schwarz-Grün im Haushalt 2007 eingeplant. (APA/dpa)