Wien – Liest man das Regierungsübereinkommen genau durch, fällt auf, dass vor allem den Klein- und Mittelbetrieben (KMUs), die in Österreich das Gros in der Unternehmsszene stellen, viel versprochen wird – freilich auch alt bekannte Lippenbekenntnisse wie "die Entlastung des Faktors Arbeit". Trotzdem: Geht es nach Gusenauer und Co sollen die KMUs künftig eine Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen erleben und vor allem noch günstigere Gelder als bisher für Investitionsprojekte lukrieren können. Damit soll vor allem potenziellen Neounternehmern die Gründung einer Firma schmackhaft gemacht werden. Ein öffentlich finanziertes Gründer-Coaching soll genauso wie die Einrichtung eines Stabilitätsfonds geprüft werden. Letzterer soll jungen, innovativen Unternehmen Risikokapital zur Verfügung stellen.

Betriebsübergaben erleichtern

Aber auch für die Aussteiger aus der Chefetage soll es leichter werden. Betriebsübergaben sollen rechtlich erleichtert und steuerlich gefördert werden, um so eines der größten Probleme des Mittelstandes, die schwache Firmennachfolge, attraktiver zu gestalten. Passieren soll dies durch One-Stop-Shops oder Agenturlösungen und durch Korrekturen im Bereich des Anlagerechts.

Das Mietrecht will man verbessern, indem Geschäftsmieten anlässlich einer Betriebsweitergabe „nicht über Gebühr angehoben werden dürfen.“ Damit würden insbesondere Kleinbetriebe, denen bisher allein schon plötzlich hinauf schnellende Mieten betriebswirtschaftlich das Genick gebrochen haben, einen erweiterten Mietrechtsschutz bekommen.

In der Vergabepraxis sollen die Interessen der KMUs genau so verstärkt berücksichtigt werden. Außerdem schwört die Regierung, den EU-Strukturfonds künftig kräftigst ausschöpfen zu wollen. Der Schwerpunkt bei sämtlichen Stützungsmaßnahmen liegt auf Innovationen und auf der Schaffung möglichst vieler neuen Jobs.

Mikrokredit im Visier

Äußerst konkret hat sich diese Vorgaben bereits die staatliche Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) in ihr neues Programm 2007 geschrieben. Dort sind für die KMUs heuer 20 Mio. Euro reserviert. Freilich wären AWS-Chef Peter Takacs 30 Mio. Euro noch lieber. Ein entsprechender Wunsch an die künftigen Budgetverhandler sei "bereits auf Schiene," sagt er im Standard-Gespräch.

Fließen soll das AWS-Geld jedenfalls – und zwar mit bis zu 7,5 Prozent des Investitionsvolumens (bisher fünf Prozent) für ein innovatives Mittelbetriebs-Projekt. Kleine können sogar mit einem bis zu 15 Prozent großen Anteil rechnen. Betriebsgründern wird von der AWS künftig drei statt bisher nur zwei Jahre lang unter die Arme gegriffen. Die Förderobergrenzen wurden zudem von sieben auf zehn Prozent aufgestockt. Also gibt es mehr Geld und das länger. Außerdem soll es für "Mikrokredite" bis 25.000 Euro besonders günstige Konditionen geben. Jedes Jahr werden rund 4000 Firmeninhaber bei der AWS vorstellig. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2007)