Frage der Pflege
"Die wachsenden Schwierigkeiten für Männer, eine Frau zu finden, könnten zu sozialer Instabilität führen", warnte ein Bericht von 300 DemographInnen nach zweijährigen Untersuchungen. Vor allem auf dem Lande in China wollen Bauern und Bäuerinnen männliche Nachkommen, weil sich diese um die Altersversorgung der Eltern kümmern, während Frauen bei der Heirat traditionell in den Haushalt der Männer und deren Eltern ziehen. Immer mehr Chinesinnen und Chinesen können sich heute Ultraschalluntersuchungen leisten, um das Geschlecht eines ungeborenen Kindes festzustellen.
Männer den Frauen überlegen
"Diskriminierung gegen Frauen bleibt der Hauptgrund für Chinas wachsendes Ungleichgewicht der Geschlechter", sagte Liu Bohong, Vizedirektorin des Instituts für Frauenstudien der staatlichen Frauenvereinigung. Mit der strengen Familienplanungspolitik in China, die in der Regel nur ein Kind erlaubt, habe das Ungleichgewicht nichts zu tun, verteidigte sie die unpopuläre Politik. "Es ist mehr das Ergebnis einer tief verwurzelten Vorstellung in der chinesischen Kultur, dass Männer den Frauen überlegen sind", sagte Liu Bohong laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua.
Strafandrohung gefordert
Aus Rücksicht auf die traditionelle Bevorzugung von Jungen erlaubt die Familienplanungspolitik den Bauern allerdings, ein weiteres Kind zu bekommen, falls das erste ein Mädchen geworden ist. In der Altersgruppe unter 20 Jahren gab es 2004 bereits 20 Millionen mehr männliche als weibliche ChinesInnen. Zwar werden in der Regel weltweit mehr Jungen als Mädchen geboren, doch liegt das Ungleichgewicht sonst nur bei 104 bis 107 Jungen zu 100 Mädchen. In der Hauptstadt Peking war es in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres 109 zu 100.