Bild nicht mehr verfügbar.

Für viele Gegenstände aus dem Handgepäck hieß es 2006 auf den österreichischen Flughäfen "No entry"

Foto: AP/Michael Probst
Abenteuerlich liest sich die Liste, welche Gegenstände Österreichs Flugpassagiere im Jahr 2006 im Handgepäck auf ihre Reise mitnehmen wollten. So fanden sich laut einer Aufstellung des Innenministeriums ein Hirschgeweih, ein Amboss und gepolsterte Handschellen darunter. Alle diese und viele andere Objekte mussten wegen eines potenziellen Sicherheitsrisikos zurückbleiben.

Wien-Schwechat: Gefahrengut

Allein auf dem Wiener Flughafen wurden im Vorjahr 66.936 Gegenstände (ohne Flüssigkeiten) zurückgelassen. Davon waren 58.380 Messer. 2.112 waren Gefahrgut. Dazu zählt beispielsweise der 80-prozentige Inländer-Rum wegen seiner Brennbarkeit. Außerdem blieben 216 Schusswaffen und Munition, 564 Pfeffersprays sowie 36 Schlagwaffen am Airport. Unter die Rubrik Sonstiges fielen 5.628 Gegenstände. Rund 2.000 Objekte wurden zurückgesendet. Etwa 360 Mal schritt die Polizei ein, weil Passagiere eine Waffe bei sich hatten oder sich schwierig verhielten.

Laut Brigitta Pongratz, Sprecherin der Flughafen Wien AG, lautet der korrekte Fachterminus "zurückgelassene Gegenstände". Das bedeutet, dass die Sachen den Passagieren nicht abgenommen werden. Sie müssen die Gegenstände aber zurücklassen, wenn sie fliegen wollen. Wie Brigadier Gerhard Moser, Leiter des Referats für Flughafen- und Flugsicherheitswesen im Innenministerium, sagte, haben Passagiere mehrere Möglichkeiten: Sie bringen die Gegenstände zurück ins Auto oder sie deponieren sie beim Sicherheitskontrollunternehmen, was nur auf den Bundesländerflughäfen angeboten wird. Nur in Wien kann der Passagier das Sicherheitskontrollunternehmen beauftragen, den Gegenstand mit der Post eingeschrieben an ihn nach Hause zu senden. In vielen Fällen verzichten die Passagiere einfach auf die Gegenstände. Diese werden meist karitativen Zwecken zugeführt.

Hürde "neue Flugbestimmungen"

Einen starken Anstieg stellte man Brigitta Pongratz zufolge nach Einführung der neuen EU-Flugbestimmungen fest, der zufolge Flüssigkeiten mit wenigen Ausnahmen nicht mitgenommen werden dürfen. Mittlerweile hat sich das Aufkommen der zurückgelassenen Sachen am Wiener Flughäfen wieder bei 500 bis 600 Kilogramm eingependelt. In der Aufstellung des Innenministeriums sind diese Flüssigkeiten teilweise nicht aufgelistet.

Graz-Thalerhof: Flüssigkeiten und Messer

In Graz-Thalerhof wurden 9.068 Gegenstände zurückgewiesen. Den höchsten Anteil hatten die nur in den Monaten November und Dezember zurückgewiesenen Flüssigkeiten mit insgesamt 1.799 Gegenständen, gefolgt von Messern mit 1.698 und Feuerzeugen mit 1.697. Extra aufgelistet wurden in Graz Fixiermesser (152), so genannte Leatherman (140) und Stanleymesser (107). Gefunden wurden außerdem 799 Scheren, 605 Werkzeuge, 94 Flaschen Inländer-Rum, 83 Pfeffersprays und 32 Waffen oder waffenähnliche Gegenstände. 1.862 Dinge fielen in die Kategorie "Sonstiges", unter anderem leicht entzündliche Flüssigkeiten oder scharfe Gegenstände wie Nagelfeilen und Stielkämme.

Linz: Amboss im Handgepäck

In Linz fand man 12.405 Gegenstände im Handgepäck. Darunter befanden sich unter anderem ein Amboss, ein Hirschgeweih, eine Küchen- und eine Gemüseschneidemaschine, ein Motor und ein Stachelband. Zahlenmäßig die größte Gruppe waren Nagelfeilen, von denen 4.149 zurückbleiben mussten. Außerdem durften unter anderem 2.765 Messer, 69 Stanleymesser und 170 Leatherman die Reise nicht antreten.

Salzburg: Scheren und Messer

Am Airport Salzburg wurden bei den Sicherheitskontrollen im vergangenen Jahr 6.816 Gegenstände gefunden, so allein 2.362 Scheren und 2.355 Messer. Die Anzahl bleibt seit Jahren relativ gleich, erhöhte sich aber seit den neuen Flüssigkeitsbestimmungen im November des Vorjahres praktisch auf das Doppelte, berichtete Anton Erlmoser, der Leiter der Securitas am Salzburger Flughafen. Diese Flüssigkeiten sind in der Liste des Innenministeriums für Salzburg nicht angeführt.

Im August 2006 - einer der frequenzstärkeren Monate - wurden beispielsweise 197 Scheren, 196 Messer, 24 verbotene Fixiermesser, vier Spielzeugwaffen, sieben Stück Pfefferspray, eine größere Menge 80-prozentiger Rum und zahlreiche andere Gegenstände bei der Sicherheitsschleuse abgefangen. Die meisten Beschlagnahmungen gibt es laut Erlmoser an den Wochenenden im Winter, und hier vor allem Hochprozentiges: Getränke mit mehr als 70 Prozent Alkohol gelten als Brennstoff und durften schon vor den neuen EU-Bestimmungen als Gefahrgut nicht an Bord. Austrinken oder abgeben, lautet die Devise. "Am vergangenen Samstag waren die Container praktisch jede Stunde voll", so Erlmoser.

Innsbruck: Der Rum muss dableiben

Deutlich mehr Gegenstände als 2005 wurden am Flughafen Innsbruck im vergangenen Jahr entdeckt, hieß es bei der zuständigen Sicherheitsfirma. Laut Innenministerium waren es insgesamt 3.053 ohne die unter die neuen EU-Bestimmungen fallenden Flüssigkeiten. In den Wintermonaten werde den Passagieren am häufigsten 80-prozentiger Rum abgenommen, im Sommer seien es Taschenmesser. Ein Highlight: Einmal habe man bei einem Fluggast sogar Handschellen vorgefunden. Laut Innenministerium waren diese gepolstert.

St.Gallen-Altenrhein: Mehr Arbeit

Am von Vorarlbergern stark frequentierten Schweizer Flughafen St. Gallen-Altenrhein, für den es keine Auflistung des Innenministeriums gibt, ist die Zahl der im Rahmen von Sicherheitskontrollen abgenommenen Gegenstände im abgelaufenen Jahr im üblichen Rahmen geblieben. Gerade die Business-Kunden seien sehr gut über die Vorschriften informiert, sagte Flughafen-Direktor Rene Schmid am Montag. Laut Sicherheitschef Rolf Blöchliger haben verdächtige Gegenstände in St. Gallen-Altenrhein noch nie zu einer kompletten Durchsuchung eines Flugzeugs geführt.

Zehn Mitarbeiter sorgen auf dem von der AUA angeflogenen Flughafen an der Grenze zu Vorarlberg für die Sicherheit von Airport, Mitarbeitern und Passagieren. Die seit November verschärften Vorschriften im Flugverkehr bedeuteten mehr Arbeit für das Sicherheitspersonal, so Blöchliger. "Gerade bei Flüssigkeiten sind wir sehr strikt", betonte der Sicherheits-Verantwortliche.

Klagenfurt: Waffenkontrolle

1.604 Gegenstände waren es am Klagenfurter Flughafen, welche die Passagiere nicht mitnehmen durften. Am häufigsten wurden Messer (537), Werkzeuge (230) und Scheren (181) entdeckt. 55 Mal war Inländer-Rum der Grund für eine Zurückweisung. 408 Gegenstände fielen in die Rubrik "Sonstiges". In zwölf Fällen wurde die Polizei verständigt. Dabei hatten die betroffenen Passagiere unter anderem einen Totschläger, Schreckschusspistolen, eine scharfe Faustfeuerwaffe und gefüllte Magazine dabei. (APA)