Lissabon - Portugals Bevölkerung dürfte sich laut einer Umfrage bei einem Referendum im Februar für eine Legalisierung von Abtreibungen aussprechen. 60 Prozent der Wahlberechtigten seien für die Reform, ergab die am Freitag von der Zeitung "Publico" veröffentlichte Erhebung. Zudem werde die erforderliche Mindestbeteiligung mit voraussichtlich 62 Prozent erreicht. Vergangene Woche hatte eine Umfrage noch darauf hingedeutet, dass das Quorum von 50 Prozent verfehlt werden und das Gesetzesvorhaben damit scheitern könnte.

Abbrüche bis zur zehnten Schwangerschaftswoche

Portugal gehört zu den wenigen europäischen Ländern, in denen Abtreibungen nur in Ausnahmefällen erlaubt sind: Wenn die Gesundheit der Mutter in Gefahr ist, das Kind schwere Behinderungen hat oder die Schwangerschaft auf eine Vergewaltigung zurückgeht. In anderen Fällen droht abtreibenden Frauen eine Haftstrafe. Das hält abbruchwillige Frauen jedoch nicht ab. Expertinnen und Experten schätzen, dass pro Jahr 20.000 bis 40.000 Schwangere ihr Kind illegal abtreiben lassen. Nach dem Willen der sozialistischen Parlamentsmehrheit sollen nun Abbrüche bis zur zehnten Schwangerschaftswoche erlaubt werden. Ein entsprechendes Referendum hatten die SozialistInnen vor der jüngsten Wahl angekündigt.

Bereits 1998 hatte es in Portugal eine Volksabstimmung über das Abtreibungsrecht gegeben, die jedoch an einer zu geringen Beteiligung scheiterte. (APA/Reuters)