Felix-Mottl-Straße 10: Hier sollte das Werk von Fritz Wotruba präsentiert werden. Die Villa wurde verkauft.

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Wien - Nach dem Tod des Bildhauers Fritz Wotruba musste dessen Atelier im Prater geräumt werden: Lucy Wotruba, die Witwe, ließ das Inventar des Arbeitszimmers in die Felix-Mottl-Straße 10 bringen. Die Döblinger Villa sollte ein Museum mit den Werken ihres Mannes werden. Sie verfügte, dass, wie der Standard vor einer Woche berichtete, das gesamte Erbe (bis auf ihr persönliches Hab und Gut) dafür verwendet werden sollte.

Laut Maria Marchetti wäre es durchaus möglich gewesen, das Gebäude samt Garten als Wotruba-Museum zu nutzen. Die in Rom lebende Architektin ist, wie sie sagt, die einzige lebende Verwandte des Bildhauers: "Fritz", der 1975 just an ihrem Geburtstag starb, war ihr Großonkel. Mehrfach habe sie versucht, dass der Letzte Wille von Lucy Wotruba erfüllt werde. Erfolglos.

Der von der Witwe initiierte Verein verzichtete darauf, die Villa in ein Museum umzubauen. Unter anderem deshalb, weil der Betrieb nicht zu finanzieren gewesen sei. Aber es gibt die Foundation for the Promotion of Modern Sculpture (vormals: Duina Stiftung), die Wotrubas ausländisches Vermögen verwaltet. Laut Beistatut muss dieses u. a. "für den Unterhalt des Wotruba-Hauses, Felix Mottl-Straße 10" verwendet werden.

Die Bereitschaft zum Mitfinanzierung hielt sich aber in engen Grenzen: Stiftungsrat Christa Kamm, Vizepräsidentin des Wotruba-Vereins, verweigerte selbst Wilfried Seipel, der als Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums auch Vereinspräsident ist, jede Auskunft über das Stiftungsvermögen.

In einer Stellungnahme behauptet die Stiftung nun, dass es keinen Konnex gäbe - und dass Lucy Wotruba nur über das österreichische Vermögen hätte verfügen können. Sie hätte in der Foundation "keine wie immer geartete Funktion" gehabt. Was so nicht stimmt: Die Anwältin Christa Homan, die seit Jahren Licht ins Dunkel zu bringen versucht, kann beweisen, dass Christa Kamm von Lucy Wotruba zur Bevollmächtigten der Stiftung bestellt wurde.

2004 jedenfalls verkaufte der Verein die Villa um 1,8 Millionen Euro: Für die Foundation fällt daher ein Stiftungszweck weg. Mehr oder weniger gleichzeitig gründeten der Verein und die Foundation eine Fritz Wotruba Privatstiftung. Der Verein will sein Vermögen (den Erlös aus dem Hausverkauf und Wotrubas Werke) einbringen und sich danach auflösen. Und die Foundation erklärte, 500.000 Euro nachstiften zu wollen.

Ziel ist es, im 20er-Haus, das zur Österreichischen Galerie gehört und nun saniert wird, ein Wotruba-Schaulager einzurichten. Agnes Husslein, die neue Direktorin, ist an und für sich einverstanden, weil noch viel Geld für den Ausbau und den Betrieb des Pavillons fehlt. Sie versteht aber nicht, warum nur eine derart geringe Summe aus Vaduz zur Verfügung gestellt wird - und ist an Aufklärung interessiert.

Seipel bedauert gegenüber dem Standard, dass er kein Einschaurecht habe. Ihm sei lediglich gesagt worden, dass die Foundation nur noch über die 500.000 Euro verfüge und sich nach der Transaktion auflösen wolle.

Anwältin Christa Homan: "Das habe ich befürchtet!" Die Foundation hatte bereits 1982 ein Vermögen von zumindest 22,9 Millionen Schilling angehäuft: "Was ist damit eigentlich geschehen?" (Thomas Trenkler/ DER STANDARD, Printausgabe, 13./14.1.2007)