Eis essen in Daunenkleidung - heuer kein seltenes Bild

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Wien - Zufrieden blickt Luciano Zanoni auf die prall gefüllte Vitrine in seinem Eissalon. Aufgrund des warmen Wetters hat der Eisumsatz enorm zugelegt. "Wir haben um 20 Prozent mehr verkauft als im vergangenen Jänner," freut sich der Besitzer des gleichnamigen Eissalons in der Wiener Innenstadt. Vor allem am Nachmittag und am Wochenende kommen die Leute vorbei. Sie setzen sich in das gemütliche Lokal und gönnen sich einen Eisbecher. Täglich werden etwa 20 Sorten frisch produziert. Darunter auch die Klassiker Schokolade, Vanille und Haselnuss. "Die Wiener sind bei den Eissorten sehr konservativ," sagt Zanoni schmunzelnd. Wenn die Kundschaft kein Eis löffelt, trinken sie Kaffee oder essen hier ihr Frühstück.

Der stärkste Tag in der heurigen Wintersaison war Silvester. "Ich war überrascht, wie viele Leute in unserem Geschäft waren." Zanoni betont, dass nicht nur Touristen, sondern auch viele Wiener zum Jahreswechsel gekommen sind. "Jetzt im Winter kommen vermehrt Einheimische, im Sommer eher Touristen."

Mehr Eisbecher als Stanitzel

Gutes Geschäft mit den Bewohnern der Bundeshauptstadt macht auch der Eissalon "Paolo Bortolitti". Das Lokal in der Wiener Mariahilfer Straße wirkt noch relativ leer, was Geschäftsführer Michele mit dem Vormittag begründet. "Am Nachmittag kommen die Leute und setzen sich gemütlich bei einem Kaffee nieder," weiß er aus Erfahrung. Durch die warmen Temperaturen wurde in diesem Winter auch mehr Eis verkauft. Wie hoch das Plus ist, wollte der Geschäftsführer allerdings nicht verraten. Er gibt lediglich Auskunft darüber, dass fast keine Stanitzel verkauft werden. Das meiste Geschäft werde mit Eisbechern gemacht. In den vergangenen Monaten hatte auch das Personal der Eisdiele "Fratelli" viel zu tun. Ein Mitarbeiter des Lokals am Wiener Schwedenplatz sagt, dass mehr Leute als erwartet hier gewesen sind. Wie viele es waren, konnte er nicht beziffern.

Für Eissalons, die nicht das ganze Jahr geöffnet haben, kommt es allerdings nicht infrage, aufgrund des warmen Wetters früher aufzusperren. Kurt Tichy, Besitzer des gleichnamigen Eissalons in Wien Favoriten, möchte sich nicht auf die warmen Temperaturen verlassen. "Ich habe 65 Mitarbeiter und bin daher sehr unflexibel." Er sagt, dass es zu aufwändig sei, jetzt aufzusperren, die Angestellten anzumelden und bei Schlechtwetter wieder abzumelden. Tichy möchte lieber ein "Spezialgeschäft" sein, das nicht das ganze Jahr über offen hat. Für Manfred Dalus, er betreibt in Salzburg das Geschäft "Eisgrotte", ist die Unbeständigkeit des Wetters auch der Grund, warum er die "Eisgrotte" jetzt noch nicht eröffnet. "Wir richten uns die Nase schon in den Wind, aber jetzt ist es zu riskant." Er werde ab dem ersten März in den Startlöchern stehen, um jederzeit aufsperren zu können.

Großproduzenten verkaufen nicht viel mehr

Während die Eissalons sich in dieser Jahreszeit über ein Zusatzgeschäft freuen, machen sich die milden Temperaturen bei den Großproduzenten nicht sonderlich bemerkbar. Bei Eskimo hieß es auf Standard-Anfrage, dass das warme Wetter zu einem leichten Umsatzplus führen werde. Die Verantwortliche für das Österreich-Eisgeschäft bei Eskimo, Teresa Mischek-Moritz, erklärt, dass Großpackungen und in Kartons verpackte Eisriegel in den Wintermonaten sehr gefragt sind. Beliebt sind im Winter vor allem Creme- und Nusseis. Für die Gastronomie werde als Spezialprodukt Eis mit Zimt- oder Likörgeschmack produziert.

Eisproduzent Schöller hingegen meldet trotz des milden Wetters keinen Anstieg beim Eisverkauf. Das Hauptgeschäft werde im Sommer gemacht.

Auch aus dem Handelskonzern Rewe (Billa, Merkur, Penny) wird kein Umsatzanstieg gemeldet. In den Köpfen der Österreicher sei nicht verankert, Eis im Winter zu konsumieren, heißt es bei Rewe. (Regine Bohrn, DER STANDARD Printausgabe, 13./14.01.2007)