Paris - Frankreichs Regierungspartei UMP hat kurz vor der Kür ihres Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy eine Spaltung des bürgerlichen Lagers abgewendet. Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie verzichtete zwei Tage vor dem Nominierungsparteitag in Paris auf eine eigene Kandidatur. Sie unterstütze die Präsidentschaftskandidatur von Innenminister Sarkozy, sagte Alliot-Marie am Freitagabend im Fernsehsender France 2.

Ende Dezember hatte die 60-Jährige bereits innerhalb der UMP den Weg für Sarkozy freigemacht. Die Vertraute des derzeitigen Präsidenten Jacques Chirac hatte aber eine Kandidatur außerhalb der Partei nicht ausgeschlossen.

Unterstützung

"Ich werde an der Seite von Nicolas Sarkozy stehen, biete ihm meine Unterstützung an und will ihm helfen zu einen", sagte Alliot-Marie nun. Sie wolle dazu beitragen, die gespaltene UMP zu stärken. Angesichts der anhaltenden innerparteilichen Querelen hatte das Sarkozy-Lager auf eine Klärung der Lage gedrungen. Ministerpräsident Dominique de Villepin gilt ebenso wie Chirac als Rivale des 51-jährigen Innenministers. Auch Alliot-Marie hatte in der Vergangenheit keinen Hehl aus ihrer Distanz zu dem Minister gemacht.

Chiracs Entscheidung noch offen

Obwohl Chirac sich über eine eigene Kandidatur bedeckt hält, gehen Beobachter nicht davon aus, dass er für eine dritte Amtszeit antritt. Der 74-jährige will seine Entscheidung bis März bekannt geben.

Der Innenminister wird am Sonntag vor mehr als 50.000 Parteianhängern im Messezentrum der Hauptstadt zum Anwärter auf den Posten im Elysee-Palast bestimmt. Bis 10.00 Uhr können die Parteimitglieder ihre Stimme abgeben, bevor das Ergebnis um 14.00 Uhr verkündet wird. Danach wird sich Sarkozy in einer "Rede an die Franzosen" äußern. Sarkozy hat angekündigt, sein Ministeramt aufzugeben, um sich dem Wahlkampf voll widmen zu können. Wann er als Innenminister abtritt, ließ er bisher jedoch offen.

Chancenlos

Alliot-Marie hatte sich verstärkt Hoffnungen auf die Kandidatur gemacht, nachdem auch die Sozialisten mit Ségolène Royal dieses Mal eine Frau ins Rennen schicken. Es gelang ihr aber nicht, die größere Teile der UMP hinter sich zu bringen. Alliot-Marie war 2002 als erste Frau in Frankreich Verteidigungsministerin geworden. In der Regierung ist sie Nummer drei hinter Premier Villepin und Innenminister Sarkozy. Die promovierte Juristin und Politikwissenschaftlerin war zwischen 1999 und 2002 auch die erste Frau, die mit der gaullistischen RPR an der Spitze einer großen französischen Partei stand, bevor diese in der heute von Sarkozy geleiteten UMP aufging. (APA/Reuters/AFP)