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Malheur von Michael Walchhofer am Start, wenig später stürzte der Salzburger auch noch.

Foto: Reuters/Rattay
Wengen - Völlig ausgepumpte Athleten, spektakuläre Stürze am Fließband, mehrere Unterbrechungen und einen eindrucksvollen 25. Weltcup-Sieg von Bode Miller - das alles und noch mehr hatte am Samstag der Abfahrts-Klassiker in Wengen zu bieten. Ein Jahr nach dem Triumph seines Landsmanns Daron Rahlves gewann der Amerikaner, der so wie viele seiner Kollegen über die Ziellinie stürzte, in 2:28,89 Minuten vor dem Schweizer Lokalmatador Didier Cuche (+ 0,65 Sekunden) und dem Italiener Peter Fill (1,47).

Schlechtestes ÖSV-Ergebnis der Saison

Für die Österreicher setzte es nach den zwei Bormio-Siegen von Michael Walchhofer, der diesmal so wie der zweifache Bormio-Dritte Mario Scheiber stürzte, eine Niederlage in Form des schlechtesten Abfahrts-Ergebnisses der Saison. Der Steirer Klaus Kröll und der Tiroler Christoph Gruber waren auf den Plätzen sechs und sieben die besten ÖSV-ler. Hermann Maier wurde Neunter, Benjamin Raich überraschend starker Zwölfter und Fritz Strobl 13.

Ausgerechnet Miller, der oft als Party-Boy mit alles andere als herausragender Ausdauer gesehen wird, gewann die Kondi-Schlacht auf der längsten Abfahrt der Welt. Die auf Grund der zahlreichen Stürze auch punkto Dauer zu einem echten Marathon wurde. "Es ist ein großartiges Gefühl, hier zu gewinnen. Ich habe Daron im Vorjahr hier siegen gesehen, da dachte ich mir, ich will hier auch einmal gewinnen. Ich habe sehr viel Risiko genommen und alles gegeben. Die Strecke war sehr anspruchsvoll, in der letzte Kurven habe ich keine Kraft mehr gehabt", erklärte Miller nach seinem bereits vierten Saisonsieg.

Zum Sieg gestürzt

Miller war nur einer von vielen, die nach der mehr als 4 km langen Abfahrt und dem diesmal außerordentlich weit gehenden Zielsprung über die Ziellinie stürzten. Bereits einer der fünf Vorläufer war wild durch den Zielraum geflogen, es folgten ihm auf selbe Fahrt und Weise u.a. Miller, Fill, Pierre-Emmanuel Dalcin und Fritz Strobl. Auf der Strecke erwischte es u.a. Walchhofer, Mario Scheiber, Peter Fischnaller und Marco Sullivan. Vor allem im spiegelglatten Brüggli sowie völlig "blau" im Ziel-S.

Der Abfahrts-Thriller erlebte ein kurioses Finale, denn der Sturz des großen Favoriten und zweifachen Bormio-Siegers Walchhofer war im TV und auf der Riesenleinwand im Ziel nicht zu sehen gewesen. Lange herrschte Rätselraten über das Schicksal des Zauchenseers, ehe man ihn wieder auf Skiern locker die Piste hinunter wedeln sah. Der Salzburger wurde nach rund 20 Fahrsekunden bei einer Kurve rausgetragen und machte unliebsame Bekanntschaft mit dem Fangnetz. Walchhofer kam jedoch abgesehen von einer kleinen Ellbogenblessur mit dem Schrecken davon, denn das Netz riss und ersparte ihm dadurch eine mögliche schwere Fußverletzung.

Warten auf Walchhofer

Im Ziel konnte der Abfahrts-Weltcupsieger der vergangenen beiden Saisonen deshalb schon wieder lachen: "Ich lag schon im Netz als ich den Kommentator sagen hörte: 'Jetzt müsste Walchhofer gleich auftauchen'. Da habe ich mir gedacht, dass die Leute wohl noch ein bisschen warten müssen." Walchhofer war erleichtert. "Das war schon mein dritter schwerer Sturz hier und zum Glück bin ich jedes Mal unverletzt geblieben." "Jetzt weiß ich, dass ich das auch kann."

Somit war Kröll als Sechster bester Österreicher, für den Steirer war es das beste Saisonergebnis. Und eine helle Freude, denn nach seiner schweren Verletzung vom Weltcup-Finale in Aare (u.a. Schienbeinkopfbruch, Mittelhandknochenbruch, mehrere Finger gebrochen, etc.) "Ich nehme zwar noch Schmerzmittel vor dem Rennen, aber unterm Fahren habe ich keine Schmerzen. Nur Laufen und Stiegensteigen geht nicht gut."

Weiter Zielsprung

Im unteren Teil war Kröll "sowas von blau", eine logische Folge der schweren Verletzung. "Dadurch konnte ich viel später mit dem Sommertraining beginnen." Als einen "brutalen Kampf" beschrieb Gruber die Abfahrt. "So weit ist der Zielsprung noch nie gegangen", meinte der Schwazer, der nach Fehlern im oberen Teil unten ordentlich Gas gegeben hat. "So stelle ich mir das vor. Vom Gefühl und vom Ski her."

Maier zog den Hut vor jenen Läufern, die erschöpft ins Ziel purzelten. "Die gehen ans Limit und drüber. So ans Limit bin ich noch nie gegangen." Mit seiner Fahrt war der Flachauer zufrieden: "Kraftmäßig ist es mir überraschend gut gegangen. Oben hab ich leider sehr viel Fehler gemacht."

Raich kann auch abfahren

Benni Raich wärmte sich mit seinem mit Abstand besten Abfahrts-Saisonergebnis für die Super-Kombi am Sonntag auf. "Ich wollte unter die Top 15 und das ist mir gelungen. Das war sehr ok, ich bin zufrieden." Der Tiroler hatte nach dem Sturz Walchhofers lange auf seinen Start warten müssen. "Ich habe nur gehört, dass das Netz repariert werden musste. Das ist nie ein gutes Zeichen. Aber so etwas muss man wegstecken, sonst darf man nicht Rennfahren." (APA)