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Gas abfackeln
In Nigeria und anderen afrikanischen Länder wird diese äußerst gesundheitsschädliche Praxis in nächster Nähe von Dörfern durchgeführt. Die Gates Foundation investiert in einige der Konzerne, die dafür verantwortlich zeichnen.

Foto: Archiv
In einem ausführlichen Feature hat sich die L.A. Times unlängst die Finanzen der Gates Foundation vorgenommen - der WebStandard berichtete . Die Quintessenz daraus: Die wohltätige Stiftung werde von einem kommerziellen Arm getragen, dessen Investitionen den publizierten Zielen der Foundation deutlich zuwider laufen würden.

Einsehen

Nur wenige Tage nach dem Erscheinen des Artikels hat die Foundation in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe reagiert: Man gestehe ein, dass die Investitionspraxis offenbar nicht hunderprozentig optimal gelaufen sei, ließ sich auf der Webpage der Stiftung vernehmen. Gleichzeitig wurde eine "vollständige Überprüfung" der Investitionen angekündigt, diese solle von Melinda und Bill Gates persönlich geleitet werden. Zusätzlich sollen außenstehende ExpertInnen hinzugegezogen werden, um sozialverträgliche Investitionsstrategien zu entwickeln.

Versehen

Nur wenige Tage später scheint man es sich bei der Gates Foundation nun aber wieder anders überlegt zu haben: Die Stellungnahme wurde überarbeitet, die zitierten Passagen sind nicht mehr zu finden. Stattdessen verweist man nun darauf, dass sich Bill und Melinda Gates persönlich dazu entschlossen hätten, ihre Investitionen nicht nach Kategorien wie sozialer Verträglichkeit oder Umweltschutz vorzunehmen. Schließlich müssten dabei zu viele Faktoren betrachtet werden, die praktisch alle außerhalb der Expertise der Gates Foundation liegen würden.

Unklarheiten

Auch sei sowohl unklar, welche Kriterien man auf eine solche Liste nehmen müsste, und welche nicht. Außerdem seien die Konzerne in die man investiere - namentlich nennt man unter anderem Nestle, Ford und Kraft - nicht so eindeutig als "gut" und "böse" zu klassifizieren.

Kein "Aktivismus"

Zwar gestehe man ein, dass "Shareholder-Aktivismus" durchaus einen Einfluss auf die Politik von Unternehmen haben könnte, man selber habe sich aber dazu entschlossen ein stiller Investor zu bleiben und sich statt dessen auf die eigenen Kernthemen zu konzentrieren. Ausnahmen von dieser Regel mache man nur bei Unternehmen, deren zentrale Einkommensquelle man zweifelhaft finde. Deswegen würde man zum Beispiel nicht in Tabakunternehmen investieren, so die Stellungnahme der Gates Foundation weiter.

Offene Fragen

Die Antwort auf die Frage, warum man dann unter anderem in Mineralölkonzerne investiere, die für die Zerstörung der Umwelt und die Ignorierung von Arbeitsrechten in mehreren Regionen Afrikas verantwortlich gemacht werden, und deren Fabriken zu einer massiven Häufung von Krebsfällen in gewissen Gegenden geführt haben, bleibt man damit freilich schuldig. Ebenso wie die Beantwortung der Frage, inwiefern sich das Engagement gegen AIDS damit verträgt, dass man in Pharmaunternehmen investiert, die die Preise für Medikamente gegen die Immunschwächekrankheit künstlich hochhalten. Die entsprechenden Konzerne bleiben in der Stellungnahme ausgeblendet. (red)