Wien - Die Stadt Wien baut ihren Internetauftritt sprachlich aus: Die gewohnte Homepage ist seit Montag auch auf Kroatisch, Serbisch, Bosnisch sowie Türkisch zu lesen.

Erste Priorität, in die häufigsten Muttersprachen der Zuwanderer übersetzt zu werden, hatten die Informationen der MA 35 (Staatsbürgerschaft, Einwanderung und Standesamt), also jene, die auch in der "Willkommensmappe" enthalten sind. Die so genannte Willkommensmappe in der Muttersprache wird Migranten beim "Erstkontakt" (Erstniederlassungsbewilligung) mit der Stadt Wien übergeben und enthält Informationen zu den Themen Arbeit, Wohnen, Sozialversicherung, Bildung und anderen. Die einzige Fremdsprache auf der Homepage war bisher Englisch und eher auf touristische Belange ausgerichtet. Die Stadt will nach und nach alle Informationen in den fünf Sprachen anbieten: Derweil sind 200 der 40.000 Seiten übersetzt.

18,8 Prozent der Wiener haben nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. 30 Prozent der 1,6 Millionen Einwohner sind Zuwanderer der ersten, zweiten oder dritten Generation. 77.434 der in Wien lebenden Menschen sind aus Serbien und Montenegro, 40.172 aus der Türkei, 17.658 aus Bosnien und Herzegowina und 16.966 aus Kroatien. Sie machen den größten Migrantenanteil der Bundeshauptstadt aus.

Sprachen-Balance

Die Balance finden sei laut Fred Vavrousek, Bereichsleiter für Kommunikation und Medien, die Aufgabe, die der Stadt und somit der neu gestalteten Homepage zukommt: Den Migranten soll einerseits das Leben in einem neuen Land so einfach wie möglich, also in ihrer Muttersprache, zugänglich gemacht werden, andererseits sollen sie so schnell wie möglich Deutsch lernen können. Dafür hat Integrationsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) ein Angebot: Jeder neu zugewanderte Wiener erhält einen Gutschein über 300 Euro für einen Deutschkurs.

Im Monat werde 28 Millionen Mal auf Wien.at zugegriffen, sagte Vavrousek, 36 Prozent der Wiener Internet-User nützen die Stadt-Homepage täglich. 15.000 Euro hat die Umstellung auf Mehrsprachigkeit gekostet. (mil, DER STANDARD - Printausgabe, 16. Jänner 2007)